Die Serie „Arcane“ klingt so gut, wie sie aussieht
Wer die Namen Vi, Powder (oder Jinx), Jayce, Silco, Mel, Caitlyn, Vander oder Ekko noch nicht kennt, war wohl in den letzten Wochen wenig im Internet unterwegs. Die zweite und letzte Staffel der Netflix-Animations-Serie „Arcane“, die vor einigen Tagen zu Ende ging, wird bei TikTok & Co. gerade zu Recht gefeiert.
Schon die erste Staffel, die 2021 startete, schaffte es, nicht nur die „League of Legends“-Fans zu pleasen – was schwer genug ist –, sondern auch darüber hinaus zu wirken. Aber bei „Arcane“ passt auch wirklich (fast) alles. Die Charaktere – vor allem die Schwestern Vi und Powder bzw. Jinx – waren liebevoll gezeichnet, die Action-Szenen spektakulär, das Word Building hirnsprengend kreativ und die Animationen auf einem Level, das man sonst vielleicht nur in den animierten „Spiderman“-Filmen sieht. Außerdem leistete man sich im Englischen namhafte Schauspielerinnen wie Ella Purnell (Powder / Jinx) und Hailee Steinfeld (Vi) als Synchronsprecherinnen.
Riot Games legte schon immer Wert auf große Namen und große Songs
Was die Serie aber vor allem zum viralen Hit machte: Sie scheut sich nicht, das ganz große Drama aufzutischen. Geliebte Charaktere werden gekillt, Finten in der Storyline gelegt, Plot Twists clever ausgespielt und potentielle Happy Ends gezeigt, die kurz darauf brutal zertrümmert werden (ja, wir meinen die Umarmung von Vi, Powder, Isha und Warwick-Vander). Was die Serie für uns noch interessanter gemacht hat: die besten dieser großen Szenen klingen auch fantastisch, und nutzen Musik auf eine Weise, wie man es in Serien selten sieht. Was nicht überrascht, wenn man weiß, dass die Firma hinter „League of Legends“, Riot Games Inc., schon immer sehr namhafte Acts für ihre Games und Weltmeisterschaften verpflichtete.
Es ist natürlich nix Neues, das moderne Serien spezielle Songs als Teil der Inszenierung verwenden, aber bei „Arcane“ sind die Songs dermaßen mit der Erzählung verwachsen, dass sie intensiver wirken und mehr knallen als jedes Musikvideo. Große Worte, klar, aber schaut doch einfach mal diese dramatische Szene, in der sich das stumme Waisenmädchen Isha, das von Jinx liebevoll aufgenommen wurde, für sie opfert. Das Lied, das ihr dabei hört, stammt vom Sänger und Schauspieler Eason Chan, der in Hong Kong lebt und ihm asiatischen Raum mehr als bekannt ist.
Stromae meldete sich in „Arcane“ zurück
Für Begeisterung und Schlagzeilen sorgte auch die Rückkehr von Stromae, der in „Arcane“ seinen ersten neuen Song seit zwei Jahren platzierte. Der belgische Popstar, der nur alle paar Jahre auftaucht, um mit seiner Musik die Welt zum Heulen und Tanzen zu bringen, singt ein Duett mit der französischen Sängerin Pomme. Ein tolles Lied, das bei einem Ausflug in ein Paralleluniversum zum Einsatz kommt, in dem Vi starb, Powder nie zu Jinx wurde und Ekko und sie vielleicht sogar ein Liebespaar hätten werden können.
Für Ashnikko wurde ein „Karrieretraum“ wahr
Dass Ashnikko Fan von „League of Legends“ und Arcane ist, überrascht auch nicht wirklich. Ihre Looks wirkten in den letzten Jahren hin und wieder schon sehr „Jinx-piriert“. Sie schrieb den punkigen Song „Paint The Town Blue“, der eine besonders originell animierte Sequenz begleitet. „Arcane“ switcht hin und wieder in andere Animations-Stile, wie man es schon bei der Isha-Szene sehen konnte. Hier ist „Paint The Town Blue“ der Soundtrack zum Aufstand der Bewohner:innen von Zaun gegen das privilegierte Piltover.
Ashnikko bezeichnete die Kooperation auf Instagram gar als „mein wahrgewordener Karrieretraum!!!! ich erinnere mich noch genau daran, wie ich Staffel 1 gesehen habe, als sie herauskam (ich habe so gestaunt, dass mir fiel die Kinnlade runterfiel) und ich seitdem gebetet und manifestiert, dass ich eine Rolle im Soundtrack von Staffel 2 spielen durfte. Ich bin so dankbar, dass ich weinen könnte (ok, ich habe geweint, ich weine noch) !!!!“
Manche Songs funktionieren ohne die Bilder dann doch nicht so gut
Der offizielle Soundtrack zu Season 2 strotzt nur so vor großen und spannenden Namen. Außer den bereits genannten sind zum Beispiel dabei: Twenty One Pilots, King Princess, die K-Pop-Stars Stray Kids mit Young Miko und Tom Morello von Rage Against The Machine (was für eine Kombi!), Woodkid, d4vd, Linkin Park und noch einige andere. Wobei es beim Durchören des Soundtracks schon auffällt, dass die Songs alle emotional etwas dolle sind – was beim Ton der Show nun mal in der Natur der Sache liegt, hintereinander abgespielt aber etwas too much werden kann.
Überhaupt macht „Arcane“ die Sache mit der Musik so gut, dass man sich schnell manipuliert fühlt. Der Song des Vorspanns kommt zum Beispiel von einer der beschissensten, langweiligsten, pathetischsten Bands des Planeten. Oder, wie es ein Film- und Serien-Nerd auf TikTok so treffend formulierte: „Die Serie ist so gut, dass sie dich dazu bringt, Imagine Dragons gut zu mögen.“ Auch der Song „Sucker“ von Marcus King, der in der ikonischen Jinx-Comeback-Szene zum Einsatz kommt, ist abzüglich der Bilder und der Dramatik der Serie ein eher generischer Radio-Pop-Song, wie sie uns Rag’n‘Bone und andere Bell-Stimmen eingebracht haben, die den inneren Emotions-Amp immer auf elf drehen.
„Arcane“ mag beendet sein, aber die Macher haben bereits angekündigt, dass es weitere Serien geben wird, die sich auf die „League of Legends“-Regionen Noxus, Ionia und Demacia konzentrieren werden. Wir sind schon jetzt gespannt, wie die klingen werden.
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