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Wir müssen (leider) über Katy Perry reden

Posted in: Features
Tagged: Katy Perry

Im Amateurfußball gibt es das schöne Sprichwort: „Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh.“ Soll heißen: Wenn es mies läuft, dann bleibt das eine Weile so. An diese Weisheit mussten wir denken, weil Katy Perry mal wieder mit Anlauf in einen Shitstorm getanzt ist – was ihr seit ihrem Comeback mit der Single „Woman’s World“ recht oft passiert.

Rücksichtslose Trampelei auf Ibiza

Jüngster Aufreger ist ihr Video zur aktuellen Single „Lifetime“, das vor gut einer Woche veröffentlicht wurde. Eigentlich wollte man sich ja mit Katy Perry freuen: Sie tanzt darin natürlich und sympathisch aufgekratzt über die Insel Ibiza, umgibt sich mit schönen Menschen, sieht selbst wieder wie ein Mensch aus und nicht – wie auf dem Cover von „Woman’s World“ – wie die fiebrige Fantasie einer aufgesexten K.I.

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Das Problem an der Sache: Wie das Umweltamt der Balearen in einer Pressemitteilung verkündete, tanzt und läuft und lacht Katy in dem Clip durch ein Naturschutzgebiet. „Die Produktionsfirma, die für die Aufnahmen des Videos von Katy Perry auf Ibiza verantwortlich war, hatte beim Ministerium keine Genehmigung für die Dreharbeiten beantragt“, heißt es in der spürbar angepissten Pressemitteilung.

Inzwischen wurden Ermittlungen eingeleitet. Von Katy Perry oder ihrem Team gab es noch kein Statement. Über die Aufregung ging zu ihrem Glück ein wenig unter, dass „Lifetimes“ generischer, uninspirierter, einer Katy Perry unwürdiger Disco-Pop-Trash ist, der zwar acht Songwriter:innen in den Credits gelistet, aber dabei nicht eine originelle Idee hat. Produziert hat diesen Track übrigens wieder: Dr. Luke.

Eine „Female Empowerment Hymne“ mit einem cancel-würdigen Produzenten

Und damit sind wir bei Shitstorm Nummer zwei: Perrys erste Single nach längerer Musik-Pause und TV-Präsenz als Teil der „American Idol“-Jury hieß „Woman’s World“ und sollte ein Pop-Banger für Female Empowerment sein. Kann man ja machen – und darf auch poppig und grell ausfallen. Allerdings beschloss Katy Perry, wieder mit dem Produzenten Dr. Luke zusammenzuarbeiten. Warum das problematisch ist, obwohl der Song durchaus Charme hat und das Video auch – wenn man es, wie Perry empfiehlt, als „Satire“ versteht –, hat die geschätzte Kollegin Felicia Aghaye bereits hier erklärt.

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Vor allem junge Frauen, die übergriffiges Verhalten erlebt haben, wie es Dr. Luke glaubhaft nachgesagt wird, sind zurecht wütend über die Tatsache, dass Katy Perry ausgerechnet mit dem toxischen Typen zusammenarbeitet, der Kesha und anderen das Leben zur Hölle gemacht hat.

@hopeyoufindyourdad

@Holden Smith | Pop Culture Katy Perry’s new single woman’s world honestly feels like it’s mocking feminism at this point. I’m shocked that no one on her team let her know this wouldn’t be a great idea. katyperry celebrity news drama feminism womenempowerment

♬ original sound – Andra – Andra

Die queeren Fans und die Trans-Community sind enttäuscht

Tief sitzend ist auch die Enttäuschung der Queer- und Trans-Community. Das liegt vor allem an Katy Perrys Nähe zu Elon Musk, der ja erst kürzlich im „Gespräch“ mit Donald Trump bewiesen hat, dass er ein verstrahlter Irrer ist, der einmal zu oft rechts abgebogen ist. Perry und Musk schätzen sich seit 2017, als Perry ein Video für die MTV Video Awards machte, in der sie so tut, als wolle Musik sie zum Mars schicken. Musk schenkte ihr im April einen Cybertruck – wenige Tage bevor Tesla einen Auslieferungsstopp des hässlichen Pick-ups verkünden und rund 4.000 Modelle zurückrufen musste, weil sie ein Sicherheitsrisiko in sich trugen. Das passierte am 22. April. Einen Tag später twitterte Perry das hier:

Das unglücklich getimte Posting kam aber auch aus anderen Gründen nicht gut an bei ihren Fans. Dazu muss man wissen: Dank ihres ersten Hits „I Kissed A Girl“ hat Katy Perry viele Fans in der queeren Szene. Perry wuchs in einem extrem christlich-konservativen Haushalt auf und sagte noch 2017 bei der Preisverleihung der „National Equality Award“ der LGBT-Organisation „Human Rights Campaign“: „Als ich aufwuchs, war Homosexualität ein Synonym für Worte wie ‚Scheußlichkeit‘ und ‚Hölle‘. So verbrachte ich einen Grossteil meiner nichtsahnenden Jugend in Jesus-Lagern, wo ich die Homosexualität wegbetete.“

Später sagte Perry: „Es war damals nicht okay, mit irgendjemandem aus dieser Gemeinschaft befreundet zu sein. Und jetzt ist es meine Community. Das ist meine Show. Das sind meine Leute. Das ist mein Alltag. Es ist in meinem Zuhause, es ist in meiner Arbeit. Ich hätte ohne die queere Community nicht überlebt.“

Genau diese Community kritisiert nun massiv, wie sich Perry bei Elon Musk anbiedert. Den Musk, der in den letzten Jahren in vielen Ansichten immer radikaler wurde, ist längst Feindbild der queeren Community. Er postete zum Beispiel im letzten Jahr bei Twitter, das Ärzte, die Trans-Jugendliche behandeln, seiner Meinung nach ins Gefängnis sollten.

Außerdem zeigen Datenauswertungen, dass X (ehemals Twitter) seit der Übernahme von Musk homophobe Äußerungen durch den Algorithmus begünstigt und diese selbst dann nicht löscht, wenn sie Homosexuelle mit Pädophilen gleichsetzten. Elon Musk hat übrigens selbst eine trans Tochter, die Vivian Jenna Wilson heißt, über die er kürzlich in einem Interview sagte, sie sei „kein Mädchen“ und „quasi tot“ für ihn.

@vivllainous

#greenscreen I’m literally not even a commun!st but I don’t think they know what that word means💀

♬ original sound – Hoochie Gawd

Ob Katy Perry Elon Musk also wirklich noch mit dem Hashtag #idol ehren sollte, ist eine Frage, die wir Katy Perry gerne mal stellen würden. Ebenso wie die Frage, ob sie das alles selbst vergeigt, oder einfach nur ein völlig taktloses und beklopptes Team um sich hat …

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