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5 Fragen an „Artists For Peace“ über ihren Ukraine-Benefiz-Sampler

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Normalerweise ist sie Sängerin und Mastermind der Band Bonsai Kitten, nun hat Marleen Retsina einen Benefiz-Sampler angeschoben, auf dem zahlreiche namhafte Acts von Punk, über Pop bis Ska zu finden sind. Bisher zugesagt haben: Die Toten Hosen, Doro Pesch, Udo Lindenberg, NIEDECKENS BAP, Beatsteaks, Anti-Flag (USA), Seeed, Slime, Bülent Ceylan, Beatsteaks, STOPPOK, Meute, Bonsai Kitten, Betontod, Buster Shuffle (UK), Shirley Holmes, Wally, Suchtpotenzial, The Busters, Supernova Plasmajets, Bonsai Kitten, Hooligans Gegen Satzbau, Eugen Balanskat (Skeptiker), 100 Kilo Herz, Hayseed Dixie (USA), Torsun von Egotronic, Psychopunch (SE), The Toten Crackhuren im Kofferraum, Menschabstinenz, Abwärts und viele mehr, die noch final veröffentlicht werden. Das Cover-Motiv von „Artists For Peace – Love, Peace & Harmonies“  ist eine Hommage an das ikonische Kinoposter des berühmten Anti-Kriegsfilms „Full Metal Jacket“ von Stanley Kubrick.  

Sobald die Produktions-, Vertriebs- und GEMA-Kosten eingespielt sind, werden alle weiteren Erlöse an den gemeinnützigen Verein „Mission Lifeline“ gespendet, der sich aktuell für die Menschen in und aus der Ukraine aktiv mit Hilfskonvois und Unterkunfts-Vermittlungen einsetzt. Für den Release nutzt man Sunny Bastards Records – das Essener Punk, Oi! und Ska-Label, auf dem auch Marleens Band veröffentlicht. Der Vorverkauf läuft seit gestern über Startnext – dort kann man auch den Sampler in verschiedenen Varianten vorbestellen. Die offizielle Website findet ihr hier. Wir haben Marleen um ein kurzes Zoom-Interview gebeten.

Vor zwei Wochen fragtest du uns, ob wir den Kontakt zu einem Songwriter herstellen könnten, heute kam dann schon die Ankündigung, dass der Sampler erscheinen wird. Das ging schnell. Wie kam es zu dem Sampler und welche Rolle spielst du dabei?

Tatsächlich muss ich sagen, dass der Sampler von mir initiiert wurde. Ich bin vor zwei Wochen aufgewacht, war aufgrund der Nachrichtenlage völlig rastlos und durch den Wind und dachte: „Was kann ich tun?“ Und da ich Musikerin bin und noch andere Kreative kenne, lag die Idee nahe. Jeder gibt, was er kann, jeder gibt was er macht. Der Bäcker backt Brötchen und ich dachte, ich gebe eben Musik, um Spenden zu sammeln. Ich bin bei sowas immer sehr enthusiastisch und habe zuerst mein Label Sunny Bastards Records gefragt, ob sie das rausbringen würden. Wollten sie. Und dann habe ich alle angerufen, die ich kenne. SEEED und Psychopunch aus Schweden waren die ersten, die zugesagt haben. Dann kamen die Beatsteaks und so ging es weiter, wie eine kleine Lawine. Als ich dann schon eine ganz spannende Liste zusammen hatte, habe ich bei Acts wie Udo Lindenberg und so ganz klassisch die Managements angerufen. Ich war selbst überrascht, wie viele zugesagt haben. Aber eines muss ich an dieser Stelle sagen, weil es mir wichtig ist: Ich habe als Feminstin natürlich sehr viele Künstlerinnen angefragt, und da stehen noch einige Antworten aus. Es kommen also ganz bestimmt noch weitere Musikerinnen hinzu. Aber ich freue mich schon sehr, dass Frauen wie Doro Pesch. Shirley Holmes, Suchtpotential und Supernova Plasmajets dabei sind.

Die stilistische Bandbreite ist ja wirklich enorm und reicht von Ska, über Streetpunk, bis Metal und den Granden der deutschen Musiklandschaft wie Udo Lindenberg oder Wolfgang Niedecken. Wie kam es dazu?

Mir war es enorm wichtig, eine Compilation zu machen, die diese Diversität abbildet und die krassesten musikalischen Gegensätze zusammenbringt. Mir macht dieses Gemischte großen Spaß. Aber ich will es auch als Zeichen sehen, dass die Musikszene zusammenhält, wenn es auf den gemeinsamen Nenner Frieden und Hilfe für Geflüchtete kommt.  

Die Songs der jeweiligen Acts wurden ja noch nicht kommuniziert in der Ankündigung: Was ist da zu erwarten?

Es wird eine Mischung sein. Wir haben bereits veröffentlichte Songs, aber auch unveröffentlichte Stücke. Lieder, die noch einmal neu bearbeitet oder remixt werden – und einige Acts schreiben gerade sogar noch neue Songs oder sind gerade im Studio.

Die Erlöse gehen an „Mission Lifeline“, die ja schon sehr lange mit viel Engagement Geflüchteten helfen – im Mittelmeer, aber nun auch in der Ukraine. Warum habt ihr euch für sie entschieden?

Ich finde ihre Arbeit toll und wichtig, und habe mich für sie entschieden, weil sie schon seit 2016 sehr aktiv sind in der Geflüchteten-Hilfe. Momentan ist Krieg in der Ukraine, aber mir ist es auch wichtig, dass man eine Organisation unterstützt, die eine gewisse Credibility hat, die schon anderswo bewiesen hat, dass sie sich generell für Geflüchtete einsetzt. Und die Situation im Mittelmeer ist ja immer noch akut. Ich fand es sehr beeindruckend, dass „Mission Lifeline“ trotzdem jetzt alles dran setzen, auch in der Ukraine zu helfen.

Wir wissen ja alle, wie die Situation in der Ukraine gerade ist, und in den Nachrichten wird jeden Abend zu Spenden aufgerufen. Was entgegnest du, wenn jemand ganz zynisch fragt: „Warum denn überhaupt eine Compilation, spendet doch einfach Geld?“

Ich finde, es ist legitim, ein Produkt oder vielmehr Kunst anzubieten für die Menschen, die spenden wollen. Damit bin ich wieder bei meiner ursprünglichen Motivation: Ich bin Musikerin. Was kann ich also beitragen? Meine Musik und die Energie, andere Musiker:innen mit an Bord zu holen. Und offensichtlich hat es bei vielen von ihnen ja auch einen Nerv getroffen. Jeder tut was er kann, jeder gibt, was er macht. Und am Ende ergibt das dann eben nicht nur eine Spendenaktion und einen Sampler – sondern auch ein Statement.

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