„A&W“: Lana Del Reys Überraschung zum Valentinstag
Triggerwarnung: In diesem Beitrag geht es um Täter-Opfer-Umkehr.
Da geht man von einem ruhigen 14. Februar aus, doch dann plötzlich waren die Feeds diverser sozialen Medien voll: Lana Del Rey hat die zweite Single aus ihrem kommenden Album (Release am 24. März) veröffentlicht. Wie schon der Titeltrack „Did you know that there’s a tunnel under Ocean Blvd“ wurde „A&W“ unangekündigt gedroppt, aber ganz ehrlich: Was hätten wir anderes von Lana am Valentinstag erwartet? „A&W“ ist allerdings alles andere als ein gewöhnlicher Lovesong.
Zwei Songs in einem?
Als erstes ist da die Struktur des Tracks, denn eigentlich sind es quasi zwei Songs in einem. In der ersten Hälfte wird Lanas Stimme nur begleitet von Akustikgitarre, Klavier und Backing Vocals – und es fühlt sich an, als würde langsam Spannung aufgebaut werden für ein großes Crescendo. Doch ab der dritten Strophe wird der Song immer ruhiger und driftet in verschwommene, elektronische Gefilde ab. Für die zweite Hälfte kommen Drums hinzu und der Song formt sich in langsam in einen fast schon Hip-Hop-artigen Beat um. Ein tiefer Synth-Bass und simple Drum-Machine-Rhythmen bilden einen starken Kontrast zur ersten Hälfte.
Auch textlich sind die Teile des Songs klar voneinander getrennt. Grob gesagt geht es um ihre Entwicklung hin zur Identifikation als „American Whore“ (dafür steht A&W). Lana deutet einige Erfahrungen an, die sie auf diesem Weg geprägt haben, wie etwa das schlechte Verhältnis zu ihrer Mutter, welches sie auch schon in anderen Songs ihrer Karriere thematisierte. Auch Täter-Opfer-Umkehr bzw. Victim Blaming spricht sie an. In der zweiten Hälfte des Songs geht es dann um „Jimmy“, einen Liebhaber, der sich scheinbar mehr für Lanas Drogen interessiert als für sie selbst.
Kreative Grenzen? Von wegen!
Wem das alles schon zu wirr ist, der sollte lieber nicht den verworfenen Albumtitel sehen. Der ohnehin schon lange Name „Did you know that there’s a tunnel under Ocean Blvd” sollte ursprünglich „Did you know that there’s a Tunnel under Ocean Blvd Pearl watch me on ring a Bell Psycho Lifeguard” lauten, wie Lana in einem Interview mit Billie Eilish verriet. Das und die experimentelle Natur von „A&W“ deuten darauf hin, dass Lana sich auf ihrem neunten Album kreativ nicht zurückgehalten hat. Und das sieht auch Jack Antonoff ähnlich, der sie, wie schon auf zwei ihrer vorherigen Alben, bei Produktion und Songwriting unterstützte: Der Bleachers-Frontmann verkündete stolz, „A&W“ sei von allen Songs, an denen er und Lana je zusammengearbeitet hätten, sein Liebling.

Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!