Best Metal Performance? Diese Bands hätten einen Grammy gewinnen sollen
Klar, über die Relevanz und Aussagekraft von Musikpreisen wie den Grammys kann man grundsätzlich diskutieren – gerade, wenn es um alternative oder heavy Musik geht. Und auch das tatsächliche Verständnis von Subkulturen und den damit verbundenen Genres kann man bei den jeweiligen Preiskomitees infrage stellen – wie landen sonst Bands wie Turnstile, Sum 41 oder die Foo Fighters (sogar als Gewinner) in der Metal-Kategorie?
Dennoch gibt es bei den Grammys seit über 30 Jahren die Kategorie Best Metal Performance (neben Alternative und Rock). Und da sind tatsächlich auch mal ganz solide, relevante, innovative Bands nominiert. Aber haben die neben ewigen Preisträgern wie Metallica (sieben Wins, seit 1990 acht mal nominiert) und Tool (drei Wins) überhaupt eine Chance?
Diese Bands waren in der Vergangenheit für einen Grammy nominiert, haben aber skandalöserweise nicht gewonnen:
Spiritbox
Wir beginnen ganz frisch: 2024 waren Spiritbox für ihren Song „Jaded“ nominiert. Wer die aktuelle Metal- und Metalcore-Landschaft etwas im Auge hat, weiß, dass an den Kanadier:innen seit einigen Jahren kein Weg vorbeiführt. Courtney LaPlante ist eine der krassesten Sängerinnen des Genres, die Band hat ihren ganz eigenen Stil zwischen poliert, catchy und brutal – und das Potenzial, langfristig einer der ganz großen Namen für eine junge Generation von Metal-Fans zu werden. Das könnte man schonmal mit einem Grammy belohnen. Aber gab den dann doch lieber zum siebten Mal an Metallica. Vielleicht klappt es ja dieses Jahr mit der Nominierung für den Song „Cellar Door“.
Gojira
Man muss Gojira nicht mal mögen, um anzuerkennen, dass die Franzosen seit über 20 Jahren konstant krasse Progressive-Metal-Alben abliefern und sich damit eine beachtliche Fan-Basis auf der ganzen Welt aufgebaut haben. Dass es dafür zwei Jahrzehnte lang nicht mal eine Grammy-Nominierung gab, ist heftig. 2022 war die Band dann endlich für ihre Single „Amazonia“ nominiert, musste sich jedoch ihren etwas betagteren Genre-Kollegen Dream Theater unterlegen geben. Auch hier gibt’s in diesem Jahr eine erneute Chance mit der Nominierung für „Mea Culpa (Ah! Ca ira!)“ – wir erinnern uns an die krasse Performance bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris:
Code Orange
Bevor Gitarristin Reba Meyers Fans mit ihrem neuen Job in der Band von Marilyn Manson vor den Kopf stieß, hatten es sich Code Orange auf die Fahnen geschrieben, die Band zu werden, die extreme Musik wieder mainstreamtauglich macht. Dazu gehört natürlich auch ein Grammy-Gewinn. Zwei Mal waren sie nominiert (2018 für ihr Album „Forever“ und 2021 für den Nachfolger „Underneath“) – und beide Male wäre es wirklich cool gewesen, diese verquere, brutale Mischung aus Metalcore und Industrial mit einem Preis nach Hause gehen zu sehen. Stattdessen gewannen Mastodon und Body Count.
Poppy
Poppy ist ein Phänomen, eine Kunstfigur – und nebenbei die erste weiblich Solokünstlerin, die je für einen Metal-Grammy nominiert wurde. Das war 2021 für den Song „Bloodmoney“ und diese typische Poppy-Mischung aus zuckersüßem Pop, dröhnendem Industrial und harschem Metal. Allein für das Beben aus toxischer Maskulinität, das es in der Community ausgelöst hätte, hätte sie diesen Win verdient. Gleiches gilt für ihr aktuelles Album „Negative Spaces“, das jedoch dieses Jahr leer ausgeht. Dafür gibt’s eine Nominierung für ihre Über-Collab „Suffocate“ mit Knocked Loose.
Deafheaven
Deafheaven wurden 2013 mit ihrem Blackgaze-Klassiker „Sunbather“ zum absoluten Liebling der Kritiker:innen. Erst 2019 gab es jedoch eine Grammy-Nominierung für die musikalischen Grenzgänger – für den Song „Honeycomb“ von ihrem vierten Album, der wirklich alles vereint, was man an dieser Band lieben kann: große Emotionen, catchy Riffs, gewaltige Ausbrüche, das feinfühlige Spiel zwischen Licht und Schatten. Durchaus Grammy-würdig, der Preis ging jedoch an High On Fire.
Und dieses Jahr?
Nominiert sind Gojira, Spiritbox und Knocked Loose feat. Poppy – und alle von ihnen hätten den Preis verdient. Realistisch? Eher nicht. Denn nominiert sind auch Metallica (again) und Judas Priest. Die Prognose: Da Metallica erst vergangenes Jahr gewonnen haben, geht der Preis an Judas Priest. Die durften sich nämlich 2010 zuletzt über einen Grammy freuen.
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:
Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.
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