Coming-of-Age-Rap mit Haltung: yung pepp färbt den Osten bunt
Das Wort „Newcomer“ muss man bei Yung Pepp tatsächlich mit Vorsicht gebrauchen. Der 16-Jährige veröffentlicht schon seit 2022 Musik. Da war er zarte „13“, wie es der Titel seiner Debüt-EP verrät. Es ist also kein Wunder, dass sich seine Tracks wie ein Coming-of-Age-Film anfühlen. Die Highschool liegt aber nicht irgendwo in Kalifornien, sondern in Leipzig-Plagwitz.
Yung Pepp färbt den Osten kunterbunt
In aller Munde ist Yung Pepp spätestens seit seiner Single „Junge Träume aus Gold“. Schaut man auf die Wahlkarte der letzten Bundestagswahl sehen die Perspektiven aber nicht goldig, sondern leider eher Blau, um nicht zu sagen Braun aus. So rappt Yung Pepp auf dem sonnengetränkten Florida-Juicy-Beat in „Baggy-Hosen“ und „Trikot von Yamal“ auch über die Schattenseiten Deutschlands: „Ja, es fuckt mich ab, Deutschland hat mies verkackt / Sagt, warum gebt ihr diesen Faschos wieder so viel Macht?“
Die Mischung aus Zeitgeist und klarer Haltung ist in so jungen Jahren natürlich noch nicht vorauszusetzen. Aber vielleicht bekam Yung Pepp gerade deshalb bereits von Kurt Krömer oder Enissa Amani sowie Rap-Kollegen wie Ritter Lean und Savvy dicke Shoutouts. Während andere noch den Stimmbruch verarbeiten, oder in der letzten Bankreihe in der Schule Däumchen drehen ist für Yung Pepp der Weg klar: „Heut bin ich sechzehn, morgen achtzehn und vielleicht bald schon ein Star“.
Warum reimt sich „Wassereis“ auf Nazischeiß?
Seine neue Single „Wassereis“ ist jedenfalls gleich der nächste Kickstart mit Ohrwurmgarantie. Und der Titel reimt sich nicht nur verdammt gut auf das „Sommerkleid“ vom Crush, sondern auch auf Nazischeiß: „Fuck Nazis, aber ich hau keinem Nazi aufs Maul, Gewalt ist keine Lösung für das alles, vertrau“. Statements wie diese in den nächsten Sommer-Banger aus dem Hause Juicy einzuweben, ist nicht nur verdammt schwierig, sondern um einiges effektiver, als so manche Quellenanalyse im Geschichtsbuch.
Dass Yung Pepp als Teenager politisch mehr Weitsicht besitzt als so mancher Landtagsabgeordneter Sachsens macht irgendwie Angst und Mut zugleich. Und auch in Sachen Rap scheinen Jahre auf dem Buckel keine zeitgemäße Messung mehr zu ermöglichen. Was bleibt, ist ein spannender Künstler, dem alle Türen offen stehen. Wir sind gespannt, durch welche er als nächstes geht!

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