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DIFFUS #5, „Pflaster“ & Hurra die Welt geht unter – Was diese Woche wichtig war

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Hallo zusammen!

Uff, wir sind alle noch ein wenig zerschallert vom Reeperbahn Festival – und möchten uns natürlich an dieser Stelle bei allen bedanken, die am Donnerstag und Freitag bei „unseren“ Abenden im Kaiserkeller waren. Was natürlich auch und vor allem für die tollen Acts gilt: Magda, Gallus, Ahzumjot, Dream Nails, Grenzkontrolle, lovehead, bac – sowie Kraftklub und Domiziana, die einen kurzen Überraschungsgig abrissen. Das Reeperbahn Festival (und all seine halboffiziellen Nebenschauplätze) ist immer wieder ein überforderndes und erhellendes Ineinanderlaufen von Fans, Branchen-Nasen, Journalist:innen und Künstler:innen. Uns fiel dabei in diesem Jahr auf, dass wir zahlreiche Gespräche mit Kreativen führten, die eigentlich gar nicht so sehr um ihre Kunst oder ihre journalistischen Arbeiten kreisten, sondern vielmehr um die Ausspielstationen, auf denen man diese Arbeiten lesen, sehen oder hören kann. Wir sprachen mit Journalist:innen, deren Klickzahlen schrumpfen, weil Google auch Pop-News in seine meistens zu 50 Prozent falsch informierten „Übersicht mit KI“-Wortklumpen packt und die Links zum Quellentext nur rudimentär erkenntlich macht. Wir sprachen mit einer auf Englisch singenden, deutschen Indie-Band, die vor einigen Jahren via TikTok auf der ganzen Welt gehört und gefeiert wurde und nun vom Algorithmus auf nationaler Ebene kleingehalten wird – weil sie nur noch hier ausgespielt wird. Wir lauschten einer Songwriterin, die sich in zahlreichen Playlisten in Gesellschaft einiger K.I.-Songs wiederfand, die ihrer Musik sehr ähnlich waren, und wir hörten den ein oder anderen Rant gegen Spotify, die gerade viel Unmut auf sich ziehen (warum das so ist, haben wir hier bereits erklärt.

Klar, gute Musik haben wir zwischen all dem auch gehört und gesehen. Aber der Unterton war doch recht deutlich: „Wir lieben, was wir tun, aber das System, in dem wir das tun, ist gerade ziemlich fucked.“  Diese beunruhigende Erkenntnis passt immerhin ganz gut zu unserem heutigen Einstiegsthema. Wir haben nämlich schon 2023 entschieden, eine neue (bzw. eigentlich recht alte) Ausspielform in den DIFFUS-Kosmos zu integrieren: ein Printmagazin. Nur fünf Jahre nach dem großen Printmagazin-Sterben in Deutschland (das NEON, Intro, Spex und Juice erwischt hat) haben wir es zu unserer eigenen Verblüffung geschafft, ein Magazin zu starten, das sich von Tag 1 an rechnete. Erfreulicherweise wurde das Heft dann nicht nur von Ü40-Nostalgiker:innen gelesen, sondern auch von den jüngeren Leuten, die uns normalerweise bei TikTok oder Insta folgen. Auch viele Musiker:innen feierten es, in einem schick gelayouteten gedruckten Magazin interviewt zu werden. Vielleicht ist also hier ein wenig Hoffnung zu holen: In dem wir alle – neben den großen Playern, die wir natürlich auch brauchen – neue Ausspielstationen suchen oder aufbauen, über die wir als Medienmacher:innen oder ihr als Konsument:innen wieder mehr Einfluss haben. 

DIFFUS Print-Magazin: Neue Ausgabe mit SSIO auf dem Cover – jetzt bei uns vorbestellen!

That being said: Wir freuen uns sehr, die fünfte Ausgabe unseres Print-Magazins zu präsentieren! Das Heft kommt mit 128 Seiten Inhalt und mit großem, doppelseitigem Poster. Im Shop habt ihr ab sofort außerdem die Möglichkeit, das Heft zu abonnieren. Damit bekommt ihr jede Ausgabe pünktlich zur Veröffentlichung nach Hause geliefert. Das neue DIFFUS Print-Magazin erscheint am 23. Oktober 2025.

Auf dem Cover ist SSIO! Der Rapper aus Bonn bringt wie kein anderer Wortwitz, Persönlichkeit, Humor, Authentizität und außergewöhnliche Rap-Skills so selbstverständlich in ein Gesamtpaket, das allen Trends trotzt und trotzdem nach Jetzt klingt. 0228 ist die Vorwahl, Tannenbusch der Stadtteil – und SSIO macht immer noch schlau. Knapp anderthalb Jahrzehnte nach seinem Debütalbum steht er auf seinem absoluten Peak. Aber warum eigentlich? Das klären wir bei einer persönlichen Begegnung und einem geradezu fürstlichen Fotoshooting.

Außerdem im Heft: Exklusive Interviews mit t-low, badmómzjay und Domiziana. Wir treffen die Newcomerin Magda in Linz, portraitieren Paula Engels, sprechen mit dem Electronic-Duo fcukers aus New York und der Girlgroup Katseye, die seit „Gnarly“ und einer ikonischen „GAP“-Werbung in aller Munde ist. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Protagonist:innen des Queer Rage und schauen auf das neueste Kapitel im UK-Rap-Hype: Nu-Jerk. Dazu gibts eine Reportage, die sich der Frage widmet: Wem gehört eigentlich die Berliner Eckkneipe? Dafür traf unser Autor Felix Baum seine liebste Wirtin Desa, sprach mit dem Kneipenrapper S.3000 und betrat das Reich von Berlins jüngster Kneipenbesitzerin Pintendari, die auch Rapperin ist. 

Und weil das natürlich noch nicht reicht, gibts ein Essay von Alex Barbian über „Große Kunst“ von Betterov, ein Atelierbesuch bei der Künstlerin und Influencerin Isis Maria Niedecken, eine große Britpop-Modestrecke und die aktuell liebsten Newcomer-Acts der Redaktion. Wir machen einen Deepdive in die „Season of the Witch“, die Pop als feministischen Hexensabbat zelebriert, und teilen unsere essayistischen Überlegungen zur Frage, ob wir seit Taylor Swift in der „Ära der Eras“ leben. Oke Göttlich, eigentlich Präsident des FC St. Pauli, blickt hinter die Kulissen des derzeit wohl besten europäischen Clubs – dem „Open Ground“ in Wuppertal. Last but not least gehen natürlich die Cartoon-Abenteuer unseres findigen Musikjournalisten DIFFI in die nächste Runde.

Unsere Lieblingssongs in dieser Woche

B4mbi feiern wir spätestens seit ihrem atmosphärischen Banger „Großstadtmentalität“ aus dem letzten Sommer. Nun gibt es eine neue Single namens „Untertauchen“, die genau den Effekt beim Hören hat, den der Titel verspricht. RAUCHEN haben ein neues Album am Start und fackeln mit „(DAS) BRENNEN“ den perfekten Singles-Release ab – diese Band ist wirklich so gut wie ihr Merch erahnen lässt. Der Newcomer RAR hat mit „1996“ eine neue EP veröffentlicht und hatte uns schon mit dem melancholischen Titelsong am Wickel. Six Sex, horsegirrL und MCR-T singen auf der stabilen Partyhymne „GIIRLSWORLD“: „All the girls in the club get your hands up/ Independent b*tch get that money, girlboss“. Feiern wir! Last but not least: Wa22ermann bleibt gut und wird immer besser – was sie mit dem dancy produzierten „Schulhof“ mal wieder beweist. 

 Lola Young – I’m Only F**cking Myself

Lola Young trägt das Herz auf der Zunge – das ist nicht erst seit ihren jüngsten Veröffentlichungen so, sondern gilt schon seit Tracks wie „Messy“ oder „Chill Out“ aus 2023 zu den Markenzeichen der britischen Sängerin. Und doch legt ihr gerade veröffentlichtes Album „I’m Only F**cking Myself“ nochmal eine Schippe drauf, was intime Gedanken, rohe Emotionen und (leider auch) ungesunde Gewohnheiten angeht. Mit Einflüssen aus New Wave und Soul liefert Lola Young auf dem Album einen Pop-Entwurf, der massentauglich ist, ohne an Kante einzubüßen, was sich vor allem durch die rauchige, gerne mit Amy Winehouse verglichene Stimme der Britin erklären lassen dürfte. 14 Songs nimmt sie sich Zeit, um einen Ist-Stand ihres turbulenten Inneren zu zeichnen – sowohl in epischen Pop-Hymnen als auch durch herzzerreißende Balladen.

Das Short der Woche

Kraftklub teasen ihre neue Single gemeinsam mit Domiziana auf einem der beiden DIFFUS-Abende im „Kaiserkeller“ während des Reeperbahn Festivals 2025 an!

@diffusmagazin @KRAFTKLUB teasen ihre neue Single gemeinsam mit @iam.domiziana ! ❤️‍🔥 #domiziana #kraftklub #hamburg ♬ Originalton – DIFFUS
Cover neues DIFFUS Magazin

Das neue DIFFUS Print-Magazin

Titelstory: SSIO

Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!