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Dadaistische Collagen, Nosferatu & „Blauer Ballon“ – Was diese Woche wichtig war

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Hallo zusammen!

Mensch, was war das ein dramatisches Wochenende auf TikTok! Erst sah man all diese traurigen Creators aus Amerika, die zu dramatischer Musik vom Ende ihrer Existenz und/oder ihres TikTok-Accounts klagten, dann kamen diese raunenden Videos, ob man mit dem TikTok-Ban nicht vielleicht die freie Meinungsäußerung einer junger Generation killen wollen würde, dann schaltete sich TikTok selbst in Amerika ab, nur um ein paar Stunden später wieder online zu gehen und sich freudig winselnd vor Donald Trump auf den Rücken zu werfen. Gut, der letzte Teil war natürlich polemisch-metaphorisch, aber eben auch nicht falsch.
 
Was war denn eigentlich passiert? ByteDance, der chinesische Konzern, der TikTok betreibt, hat einfach beschlossen, dass die Gerichtslage in den USA ein weiteres Betreiben der Plattform ziemlich risikoreich machen würde. Die US-Behörden werfen dem Konzern vor, dass man damit User:innen ausspionieren könne. Da China von einer Partei und einem Staatschef regiert wird, die genau das im großen Stil mit der eigenen Bevölkerung machen, kommt der Verdacht nicht von ungefähr. Und da der chinesische Staat bei ByteDance Firmen-Anteile und ein sehr starkes Veto-Recht hat, liegt der Verdacht der Spionage eben nahe. Der US-Kongress verabschiedete deshalb im letzten Jahr ein Gesetz, dass ByteDance verpflichten sollte, TikTok an ein amerikanisches Unternehmen zu verkaufen. Passiere das nicht, werde man die App aus den App-Stores verbannen. TikTok weist die Vorwürfe der Spionage zurück und klagte gegen das Gesetz – was aber am Freitag beim Obersten Gerichtshof der USA abgewiesen wurde.
 
Also schaltete ByteDance TikTok ab, mit Verweis auf die Gesetzeslage – obwohl die da noch bestehende Biden-Regierung überhaupt keine Anstalten machte, den Ban auch wirklich durchzusetzen. Kaum war das Ding off, nutzte Donald Trump die Chance und verkündete über seine Kanäle, dass man TikTok behalten müsse, obwohl er zuvor eigentlich für eine Verbannung war. Das allein reichte ByteDance aus, die Abschaltung zurückzunehmen, obwohl sich im Grunde nichts an der Situation geändert hatte. Trump hatte lediglich gesagt, dass man den Ban aufschieben wolle, bis man „einen Deal gemacht hätte, um die innere Sicherheit der USA zu bewahren.“ Er sagte das zu einem Zeitpunkt, an dem er noch gar nicht im Amt war.
 
Dabei hätte man es ja belassen können. Als Powermove von Seiten TikTok wäre das alles durchaus verständlich und ja – auch wir lieben die TikTok-Community und verdanken dieser Plattform sehr viel. Aber, was dann folgte, war einfach kläglich und schade und ein Schlag gegen alle, die auf dieser Plattform gegen Leute wie Donald Trump und seinem konservativen Gefolge und ihren mittelalterlichen Ideen ankämpfen. TikTok schickte den User:innen nämlich noch eine Nachricht auf den Bildschirm, die da lautete: „Thanks for your patience and support. As a result of President Trump’s efforts, TikTok is back in the U.S.!“
 


Da fragt man sich doch: Kann man sich eigentlich noch ekliger anbiedern? Und findet schnell eine Antwort: Ja, Mark Zuckerberg hat das in den letzten Tagen schon geschafft, in dem er jetzt einfach auch die misogynen Talking Points der Trump-Leute übernimmt. Aber trotzdem: Wir verstehen ja, dass man sich jetzt mit einem der mächtigsten Männer der USA arrangieren muss, aber die Arschkriecherei all dieser Social-Media-Konzerne, die viel Traffic von Leuten bekommen, die eine Alternative zur Bully-Politik dieser Leute aufzeigen wollen, ist einfach ekelerregend – und lässt sicher auch viele Mitarbeiter:innen dieser Unternehmen vor Scham im Boden versinken.
 
Wie gesagt: Wir lieben diese Plattform und vieles, was da passiert. Was sich auch über Instagram sagen ließe. Und trotzdem ist es immer wieder traurig zu sehen, wie wenig Integrität gilt, wenn es an die eigenen Geschäfte geht – vor allem bei Plattformen und Firmen, die sich auf die Fahne schreiben, die Welt besser machen zu wollen. Was anderes zu glauben, wäre natürlich eh naiv, aber man darf ja wohl auch mal ehrlich menschlich enttäuscht sein.

Franz Ferdinand reagieren auf „Take Me Out“, „Do You Want To“ und „Night Or Day“

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Mit Songs wie „Take Me Out“ oder „Do You Want To“ gehörten Franz Ferdinand aus Glasgow Anfang der 2000er zu den prägendsten Indie-Rock-Bands im englischsprachigen Raum. Gerade haben sie ihr sechstes Studioalbum „The Human Fear“ veröffentlicht – mit uns haben Leadsänger und Gitarrist Alex und Keyboarder Julian aber noch einmal einen Blick in die Vergangenheit gewagt und auf einige ihrer alten Musikvideos reagiert!
 
Von der Inspiration durch dadaistische Collagen für das Musikvideo zu „Take Me Out“ bis hin zur Verwandlung ihres Bandraums in eine mystische Gruft für „Day and Night“, führen uns die Beiden durch 25 Jahre Bandgeschichte. Leadsänger Alex erklärt worauf sich die Referenzen der Vernissage-Szenerie von „Do You Want To“ beziehen. Keyboarder Julian verrät außerdem, warum das Musikvideo zu „Take Me Out“ der Grund ist, weshalb er bei dem Song immer mit dem Fuß wippen muss.

Unsere Lieblingssongs in dieser Woche

Die Wienerin Kässy ist schon seit Jahren recht umtriebig in anderen Projekten, hat aber unter diesem Namen jetzt aber ihren Solosound gefunden – und der klingt auf „i-i-i“ dermaßen hyperpoppig und international, dass man sie sich gleich ins Vorprogramm von Charli XCX wünscht. Neue Musik von Babyjoy kriegt uns auch immer wieder – sie könnte Beipackzettel von Hustensäften singen und wir würden es vermutlich feiern. Noch schöner ist es aber, wenn sie auf „2 Fledermäuse“ deepe Zeilen singt und rappt. Blumengarten steigern derweil mit „Supernova“ die Vorfreude auf ihr Debütalbum und Victoria Canal tut es ihnen mit dem Bond-Soundtrack-artigen „Cake“ gleich. Last but not least gibt’s melancholischen Indie-Rock von Blondshell auf „T&A“.

Album der Woche

Mit „Balloonerism“ erschien am Freitag nach „Circles“ schon das zweite posthume Album von Mac Miller. Anders als bei „Circles“ sind diese Aufnahmen nicht kurz vor dem Tod des Rappers entstanden, sondern stammen wohl aus dem Jahr 2014, in dem auch sein „Faces“-Album erschien. Im Gegensatz zu diesem wurde „Balloonerism“ nie final fertiggestellt und veröffentlicht – bis jetzt. Und während man bei anderen jung verstorbenen Rap-Stars wie xxxtentacion, Lil Peep oder Juice WRLD in letzter Zeit das Gefühl hatte, dass hier die Festplatten so lange ausgekratzt wurden, bis die eigentliche künstlerische Essenz kaum noch zu spüren war, steckt hier noch ziemlich viel Mac drin. 

Das Short der Woche

Wie bereits im letzten Newsletter angekündigt, öffnen wir diesen Platz in unserem Newsletter und stellen euch in Zukunft immer wieder Highlights aus unseren unterschiedlichsten Formaten vor. Diesmal haben wir uns für ein Short von Berq entschieden, der uns in knapp einer Minute erzählt, auf welche Erfahrung sein Song „Blauer Ballon“ basiert.

@diffusmagazin Wir haben @berq.mit.q zum Interview über sein Debütalbum getroffen. Er hat uns erzählt, wie der Song „Blauer Ballon" entstanden ist. 📺 #berq #berqblauerballon #berqlive #roteflaggen #berqurban #indiepop #pirouette #meinhasstrittdirdiehaustürein #lüneburg ♬ Originalton – DIFFUS
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