Das Eurosonic Noorderslag in Groningen feiert sein Comeback
Es gab Zeiten, da haben wir uns darüber beschwert, dass wir immer wieder auf die gleiche Weise vom Eurosonic Noorderslag im niederländischen Groningen – kurz ESNS – schwärmen müssen. Der Besuch in dieser wunderschönen, mit vielen Live-Locations gesegneten Student:innen-Stadt war alle Jahre wieder ein Ritual, das so verlässlich war, wie das Weihnachtsfest im Monat zuvor. Ein Medium, das sich mit neuer Musik befasst, muss nämlich dieses Showcase Festival auf dem Schirm haben. Hier spielen vor allem Acts, die heiß gehandelt werden und von denen sich Labels und Booker:innen versprechen, dass sie die kommenden Jahre prägen werden.
Dementsprechend sieht ein großer Teil des Publikums aus: Hier kann man die geschmackssicheren Booker:innen mit ihren Kolleg:innen treffen, wie sie abends von Club zu Club streifen, um mitreißende Konzerte zu sehen und den richtigen Fang für ihre Agentur oder ihr Festival-Line-up zu machen. Wie anfangs erwähnt: Diese Lobeshymne schrieben wir sehr regelmäßig – und tun es heute wieder. Aber: Wir kommen uns dabei nicht mehr so doof vor, denn das ESNS kann zum ersten Mal seit der Pandemie-Pause wieder in all seiner Pracht stattfinden. Da fühlen sich diese Worte wieder so wahr an, wie sie eigentlich immer schon waren.
Ein Line-up, das auch Profis erst entdecken müssen
Dabei ist es keine Schande, vor diesem Festival nur ein paar Namen aus dem Line-up zu kennen. Viele Acts stehen nämlich noch am Anfang, oder machen hier ihre ersten größeren Schritte ihrer Karriere. Wir haben zum Beispiel vor ein paar Jahren auch erst nachlesen müssen, wer denn George Ezra ist, was man von Sam Smith erwarten kann und wer dieses irre wirkende Genie namens Benjamin Clementine ist, der barfuß im schweren Mantel am Klavier saß. In diesem Jahr liest man im Line-up zum Beispiel Namen wie Joya Marleen, Freekind., VLURE, OSKA, néomi, Eugénie, Anais, Zouy oder Schmyt – einige davon passierten bereits auf unserer Website, andere gilt es noch zu entdecken. Wir empfehlen zur Einstimmung die offizielle Playlist des Festivals:
Das ESNS Exchange Programm
Ein Teil der Acts gelangt durch das Festival in das ESNS Exchange Programm, das wir euch hier schon mal genauer vorgestellt haben. Wer Teil des ESNS Exchange wurde und wird, hat sozusagen das Gütesiegel der renommiertesten Festival-Booker*innen des Kontinents, die diese Acts dann in vielen Fällen auf ihre Festivals buchen. Die Liste jener Acts, die vom ESNS gefördert wurden, liest sich bis heute ziemlich eindrucksvoll: Agnes Obel, Benjamin Clementine, James Blake, The xx, Aurora, Rejjie Snow, IDLES, Sigrid, Black Midi – um nur die bekanntesten zu nennen.
Von den Acts, die im letzten Jahr ins ESNS Exchange Programm aufgenommen wurden, hat die Schweizerin Priya Ragu am besten abgeschnitten. Sie wurde auf insgesamt 11 Festivals gebucht. Direkt darauf folgte mit 10 Bookings die Ukrainerin Alyona Alyona, CMAT aus Irland und die UK-Post-Punk-Combo Yard Act. Hier könnt ihr das Ranking sehen. Alle weiteren Infos zum Festival gibt’s hier.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!