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Das mysteriöse Synth-Pop-Duo GbR: Stromberg-Core statt NNDW

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1997 lernen sich im Großraumbüro eines internationalen Telefonanbieters die beiden Mitarbeiter Joshua Pfeiffer und Xaver Held kennen und gründen daraufhin ein Synth-Pop-Duo. So zumindest die „offizielle“ Geschichte hinter der Entstehung von GbR – einem mysteriösen Projekt, das Ende 2023 im Internet aufgetaucht ist.

Wie viel Glauben man dieser Story nun schenkt, sei jedem:r selbst überlassen, trotzdem passt diese Beschreibung irgendwie ganz gut zu der Musik die das Duo seither veröffentlicht. Erste Singles wie „Komische Geräusche“ oder „Bodo Wartke“ klingen nämlich tatsächlich wie genau die Musik, die die Mitarbeitenden eines beige-braunen Großraumbüros fabrizieren, wenn sie vom Feierabend befreit werden. Stromberg-Core sozusagen.

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Hits, die es eigentlich schon hätte geben sollen

Die Musik von GbR klingt mit ihren analogen Synthesizern, Drum Machines und sonstigen Bleeps und Bloops vage vertraut – und tatsächlich haben es sich die beiden geheimnisvollen Musiker zum Ziel gemacht, all die Hits zu schreiben, die es eigentlich schon längst hätte geben sollen. Die Inspiration dafür finden sie vor allem in den 80ern, bei Synth-Pop, New Wave und, natürlich, der Neuen Deutschen Welle. Das hört man dann auch in forsch gebellten Texten: „Bodo Wartke / Komm nicht in meine Stadt / In der Rosenstraße / Fangen wir dich ab“. 

Mit ihrem verqueren NDW-Humor haben GbR dann auch schnell gleichgesinnte gefunden: Mit „Tipp-Kick“ landen sie ihren ersten kleinen Hit und tun sich dafür mit Tiavo zusammen. Das befreundete Musik-Projekt um Sänger Leandros Nassioudis hat seinerzeit einmal mit Pop-Rap-Balladen angefangen, wurde zuletzt aber mit Songs wie „Maria mag nur Kaviar“ als Falco-Vermächtnis gefeiert.

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Goldmedaille im Kneipensport

Die Musik der beiden Bands findet thematisch in einem ähnliches Kosmos statt, den GbR auf ihrem nächsten Song dann auch schon perfekt benennen: „Küche Kneipe Kegelbahn“. Musik, die nach kaltem Kippen-Rauch riecht, nach verschüttetem Bier und auch ein bisschen nach Schweißflecken auf dem zerknitterten Hemd. Diese „Atzen-Wave-Ästhetik“ unterscheidet sich spürbar von vielen anderen Acts die unter dem großen, schwammigen Sammelbegriff NNDW gefasst werden. Die meisten davon haben sich nach dem Vorbild von Edwin Rosen auf einen melancholischen, emotionalen Post-Punk-Sound geeinigt – GbR kandieren dagegen eher für die Goldmedaille im Kneipensport.

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Ein Song über das Lieblingsgetränk der Deutschen

„Lecker Bierchen ruft mich an und ich geh ran / Lecker Bierchen bringt mich um meinen Verstand“, so die Zeilen des bisher größten GbR-Hits, die sich schon längst verselbstständigt haben. Warum das „Lecker Bierchen“ inzwischen als Meme durch die Timelines der Gen Z rotiert, sollte eigentlich klar sein: Der Text ist natürlich überspitzt, aber eben absolut relatable. Ein Song über das Lieblingsgetränk der Deutschen? Sichere Sache. 

Dazu dann noch eine chaotisch anmutende, aber fein abgestimmte Sound-Palette: ein zeitgeistiger Bastard aus rasanten Jungle-Breakbeats, euphorischen Trance-Synthies und einer Bassline, die eigentlich auf eine Goa-Party gehört. Ein Kommentar auf Instagram beschreibt das als „Zoomerwave“ – eigentlich ganz treffend.

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Post-ironisch-schlageresque

Aber GbR sind größer als das „Lecker Bierchen“-Meme – auch wenn sie es auf Social Media sehr geschickt für sich nutzen. Dass in den beiden Ex-Büro-Angstellten echte Musiker stecken, zeigt spätestens ihr kürzlich erschienenes Debütalbum „Bürgerhaus“. Das hält neben bereits veröffentlichten Singles noch einige Schmankerl bereit. Zum Beispiel „N.D.E.“, was anderswo für „Near Death Experience“ steht, hier aber die „Neue Deutsche Einsamkeit“ besingt. Der Sound dazu klingt im besten Sinne nach Lounge-Gedudel, der unaufdringliche Hotline-Pop-Rock, den man sich in Endlosschleife anhören darf.

„Aida Cruise“ romantisiert die All-Inclusive-Kreuzfahrt, vorbei an weißen Sandstränden, die eigentlich nur auf Bildschirmschonern existieren: „Ich bin froh / All-You-Can-Eat-Buffet / Mein Handtuch liegt auf meinem Liegeplatz / Den hab ich eben reserviert gehabt“. Post-ironisch-schlageresque wird es dann gemeinsam mit Tiavo auf „145 Jahre Ur-Milch (Zugabe)“, während man an anderer Stelle den großen, geilen Richard David Precht abkultet. 

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Ein Bürgerhaus für die Ewigkeit

GbRs „Bürgerhaus“ ist aus einem Humor errichtet, den nicht jede:r versteht. Aber genau das macht das mysteriöse Synth-Pop-Projekt so interessant. GbR verweigern sich den typischen NNDW-Floskeln und dem Vokabular, das mit all seinen strömenden Tränen, blutenden Herzen und durchwachten Nächten manchmal ein bisschen nach Teenie-Tagebuch klingt. Stattdessen suhlen sich GbR in überspitztem Normiecore und huldigen Helden der originalen NDW wie Spider Murphy Gang oder Geier Sturzflug, die man auch aus der Musik von Carlo Karacho oder Tropikel Ltd heraushört. Damit beweisen GbR Eigenständigkeit und vor allem Langlebigkeit – denn ihr „Bürgerhaus“ steht auch noch, wenn der NNDW-Trend längst wieder versickert ist.

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