Death Metal mit Gefühl und Doom in Freiform
Ulcerate – Cutting The Throat Of God
Nachdem Ulcerate mit „Stare Into Death And Be Still“ bereits eines der Metal-Alben 2020 veröffentlicht hatten, war klar: Was auch immer als nächstes kommt, es wird groß. Und die Neuseeländer enttäuschen nicht. „Cutting The Throat Of God“ beweist, dass das Trio etwas hat, was vielen seiner Tech-Death-Kolleg:innen fehlt: (den Mut zu) Gefühl.
Auf ihrem siebten Album zeigen sich Ulcerate so melodisch, atmosphärisch und dynamisch wie nie zuvor, wofür sie definitiv mal nach links und rechts Richtung Black Metal und Doom geschaut haben. Die Band singt nicht nur vom moralischen Verfall und unserem Abstieg in die Dunkelheit, sondern lässt uns das alles mit klug gesetzten Dissonanzen, Trommelgewittern und bleiernen Klangflächen spüren. Man könnte „Cutting The Throat Of God“ als für Genrestandards zugänglich bezeichnen, die düstere Wahrheit ist jedoch vielmehr, dass dieses Album seine kalten Finger um uns legt und uns mit jedem hypnotischen Riff, mit jedem stürmischen Drumpattern und mit jedem hasserfüllten Growl weiter in den Abgrund mitzieht. Aber solang da dieses Album läuft, folgt man gerne.
Julie Christmas – Ridiculous And Full Of Blood
Die Stimme von Julie Christmas schneidet sich seit 20 Jahren durch den Metal-Äther – erst mit Made Out Of Babies, dann mit der Supergroup Battle Of Mice und schließlich auf dem gemeinsamen Album „Mariner“ mit Cult Of Luna. Allein war Christmas bislang jedoch nur einmal aktiv, und zwar 2010. 14 Jahre nach ihrem Solo-Debüt „The Bad Wife“ zeigt sie, dass sie noch immer eine absolute Ausnahmekünstlerin ist.
Schon der treibende, hymnische Opener „Not Enough“ verdeutlicht, dass auf „Ridiculous And Full Of Blood“ das Leben in all seinen Facetten pulsiert. Unterstützt von einer Band aus Mitgliedern von u.a. Cult Of Luna, Spotlights und Kenmode hat Christmas eine Klangcollage aus Post-Metal, Noise-Rock und jeder Menge Pop-Appeal geschaffen. Die Vergleiche mit Björk liegen nahe, wenn die Sängerin aus Brooklyn mal verspielt, mal wahnwitzig zwischen süßem Flüstern und wildem Krächzen umhertänzelt. Dieses Album erlaubt sich selbst alles: Albernheit, Bedrohlichkeit, Lebenslust. Und Julie Christmas? Die wirft uns diese Songs vor die Füße, wie eine Katze, die einen Vogel von draußen reingeschleppt hat und nun wissen will, ob wir mitspielen.
Sumac – The Healer
Doom in Freiform: Mit The Healer arbeiten Sumac weiter daran, tonnenschwere Riffs und Improvisation zu verschmelzen. Längst hat das Trio neben der Schwere seiner Songs kaum noch etwas mit einer traditionellen Metalband gemein: Ihr neues Album ist mit seinen vier Songs in 76 Minuten mehr Meditation und Seelenreise als irgendwas anderes. Die Grenzen und Übergänge zwischen Kreation und Dekonstruktion, Exzess und Minimalismus auslotend, eröffnet The Healer eine komplette Welt, in die man komplett eintauchen muss, um sie zu begreifen.
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:
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Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.
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