Die besten heavy Geheimtipps vom Viva Sounds Festival
Hilning
Als Besucher:in des Viva Sounds wurde man in diesem Jahr Zeug:in eines historischen Moments: des ersten Auftritts von Hilning. Black Metal gilt zwar gemeinhin vor allem als norwegische Spezialität, diese Band beweist jedoch mal wieder, dass sich auch in den Wäldern des Nachbarlands einiges an Potenzial versteckt hat. Als Ein-Person-Projekt gestartet und mittlerweile zur vollwertigen (Live-)Band gewachsen, besteht Hilning aus den Musikern diverser Bands der eng verwobenen südschwedischen Szene; das Debütalbum „Råtijinn“ wurde 2022 veröffentlicht. Basierend auf großen Melodien und einer Art folkloristischer Spiritualität dürfte Hilning vor allem die Old-School-Fans abholen, aber ein bisschen Corpsepaint und Blastbeats brauchen wir doch alle in unserem Leben, oder?
Obstruktion
Auch die Mitglieder von Obstruktion sind in diversen weiteren Bands aktiv, mit diesem Projekt vereinen sie jedoch das Beste aus verschiedenen Welten wie Death Metal, Metalcore und Hardcore. Schon mit ihrem Debütalbum „Monarchs Of Decay“ (2021) haben die Göteborger die Messlatte in Sachen Skill und Energie ganz schön hoch gelegt – und live werden sie diesem Standard mehr als gerecht. Hier kommen echt alle auf ihre Kosten: Dramatische Gitarrensoli? Klar. Brutale Breakdowns? Sicher doch. Massive Riffs und heavy Grooves, bei denen die Haare quasi von alleine anfangen, sich zu schütteln? Gar kein Problem. Das einzige, was es nicht gibt: eine Verschnaufpause.
The Family Men
So schön kann hässlich sein: The Family Men haben wirklich überhaupt kein Interesse daran, verträglich oder angenehm zu sein. Durch das Spannungsfeld von Noise Rock, Industrial und Punk wütend, hat die junge Band aus Göteborg einen der absoluten Highlight-Auftritte des Viva Sound 2024 hingelegt. Angepisstes Geschrei, Samples, Feedback, Reverb und sägende Gitarrenriffs legen sich über tanzbare Beats und überrollen zusammen alles wie eine Dampfwalze. Das Chaos wurde Anfang 2024 auf dem Debütalbum „No Sound Forever“ eingefangen und wird hoffentlich auch bald auf deutschen Bühnen entfesselt.
Fox Womb
Apropos Chaos: Das beherrscht beim Viva Sounds 2024 wohl kaum eine Band so gut wie Fox Womb. Hier dreht sich alles um Hardcore, Grindcore und Mathcore – und das Ergebnis klingt genau so wild, wie man sich das jetzt vorstellt. Dissonanzen, aufkreischende Gitarren, Tempowechsel und eine hektische Grundstimmung zehren durchaus an den Nerven, liefern jedoch auch immer wieder lärmende Katharsis. Das macht nicht nur live wach, wie die 2023er EP „Even Without Those We Have Lost, The World Still Relentlessy Turns“ beweist.
Blessings
Blessings könnten Genre-Fans hierzulande schonmal untergekommen sein, wurde ihr zweites Album „Biskopskniven“ doch über das Berliner Label Pelagic Records (The Ocean) veröffentlicht. Im Gegensatz zum Vollgas-Programm ihrer Kollegen beim Viva Sounds überzeugt die Göteborger Band mit hypnotischen Songs aus dem Post-Metal-Spektrum. Klar, auch hier schwingen eine harte Hardcore-Kante und noisy Klangtexturen mit, mit ihren zweistimmigen Vocals und repetitiven Riffs bieten Blessings jedoch eher Meditation als Exorzismus.
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:
Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.
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