Die erste EP von Skuth ist „Vielleicht“ richtig gut
Niklas Skutta alias Skuth ist ein sehr charmanter Geschichtenerzähler. Das haben wir schon gemerkt, als wir ihn im Sommer in seiner Wahlheimat Köln besucht haben. Da erzählte er uns zum Beispiel, wo sein Künstlername herkommt. Klar: Von Skutta zu Skuth ist es nicht weit, aber zumindest die Schreibweise machte uns stutzig. Skuth erklärte uns dann: „Mein Opa hat in den späten 50ern ein Kinderbuch geschrieben und darin geht es um ein Kaninchen, das in eine neue Gegend kommt und erstmal keinen kennt. Und dieses Kaninchen heißt Skuth.“ Irgendwie habe er gedacht, er sei ein wenig wie dieses Kaninchen, denn Skuth sei da gerade nach Köln gezogen und musste sich erst ein wenig zurechtfinden.
Verloren am Kölner Dom
Auf seiner Debüt-EP „Vielleicht“ überführt Skuth dieses Gefühl in den melancholischen Song „Oktober“. Darin singt er von diesen Nächten in der neuen großen Stadt, in denen man sich plötzlich sehr verloren fühlen kann. Im Lied heißt es: „Schritte wackelig, lange Nacht / in einem überfüllten Bahnhof der Stadt / iPhone leuchtet deinen Name / war das letzte, was der Akku noch macht / Tausend Freunde, keiner wach / die ersten Sonnenstrahlen fackeln mich ab / kleine Träume, große Stadt / Doch dem Dom ist egal, was ich heute noch so mach.“ Der Trost in diesen Momenten: Der Gedanke an die zurückgelassenen Lieb- oder Freundschaften, denen es „vielleicht, vielleicht, vielleicht“ gerade ähnlich geht – oder auch nicht.
Von Martin Garrix zu Paula Hartmann
Skuth hat uns bei unserem Besuch im Sommer auch erzählt, dass er zuerst EDM produzieren wollte und Martin Garrix als Vorbild hatte. In seiner Heimat habe es viele elektronische Festivals gegeben, aber irgendwie wurde ihm der Sound zu monoton und er beschloss, mit Rappern und Sängern zusammenzuarbeiten und wurde selbst einer – bei seiner Stimme eigentlich eine recht naheliegende Idee. Den ersten Push gab es dann, als er sich auf TikTok mit einem charmanten Song an Paula Hartmann wandte, weil er keine Tickets für ihr Köln-Konzert bekommen hatte.
Einige Songs hätten mehr Spielzeit verdient
Die sieben Songs auf seiner Debüt-EP „Vielleicht“ zeigen nun, dass der Weg in Richtung Songwriter-Pop der richtige war. Das ruhige „Ändert nichts“ mit seiner wunderschönen Akustikgitarre und den sanften Percussions und das produktionstechnisch eher auf aktuelle Rapsounds schauende „Dummheit“ sind zwei Highlights, die es zuvor schon als Single gab – neben dem neuen, bereits erwähnten „Oktober“ und dem leider etwas zu kurzen „Alles egal“, das instrumental düster und stimmlich ziemlich spannend geraten ist. Das wäre dann auch das einzige, das man der EP vorwerfen könnte: Einige Songs hätten es verdient, noch eine Strophe und einen Chorus mehr zu haben.

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