Die Schweiz, Diablo & Stranger Things #5
Hallo zusammen!
Um hier mal ein wenig Transparenz reinzubringen: Oft beginnt der Schreibprozess dieses Newsletters damit, dass der von der DIFFUS-Redaktion auserkorene Autor vor dem Schreiben noch mal kurz den Kopf ins Internet steckt, um zu schauen, ob ihn ein Thema anspringt. Leider ist es dann eher so, dass ihm tausende Themen ins Hirn rauschen, der Kopf viel zu lange stecken bleibt, die Feeds nur so flackern und er am Ende einen bunten Brei aus problematischen Indie Boy Accusations, KI-Kritik, Musikbusiness-News, South-Park-Clips, BookTok-Empfehlungen, weirden Szenen der US-Politik, Merz-Peinlichkeiten, AI Slop und allerlei Stitches mit diesen jämmerlichen Pseudo-Alpha-Dudes in der Birne hat. Spätestens da merkt man: Schlauer wird man dadurch auch nicht wirklich. Im Gegenteil. Und damit wären wir beim Thema: Geht es nur uns so, oder habt ihr auch manchmal das Gefühl, unser heutiger Medien-, Video- und Bilderkonsum wird so langsam richtig ungesund? Wir alle machen ja diese selbstironischen Witze über unsere furchteinflößend hohe Screen-Time, aber wer stellt sich schon hin und sagt ernsthaft: „Ich bin süchtig!“? Und hey, das sind wir. Machen wir uns da nix vor. Ist ja auch eine bunte Sucht und wir wären die letzten, die hier moralaposteln wollen. Aber: Den Kick eines Turnstile-Moshpits, den Schwebezustand eines Grandbrothers-Konzerts oder die Erfüllung eines Winterspaziergangs mit dem neuen Rosalìa-Album im Ohr, kriegt man am Bildschirm eben selten. Deshalb hat sich zumindest der Autor dieser Zeilen gerade mal ein paar Tage größtenteils aus dem Internet rausgezogen, sehr bewusst Musik auf Albenlänge gehört, Bücher gelesen, ein gutes Konzert besucht, sich mit Freund:innen auf Veranstaltungen mit guter Musik betrunken und das alles auch nur minimal bei Insta und Co. geteilt. Eines dieser Bücher, die wir gelesen haben, möchten wir an dieser Stelle auch noch mal explizit empfehlen – vielleicht, weil es die Inspiration für dieses Intro lieferte: „Synners“ von der britisch-amerikanischen Autorin Pat Cadigan. Sie ist eine der wenigen Frauen im Boys-Club der Cyberpunk-Literatur und malte sich in diesem Roman schon 1991 eine Welt aus, in der vor allem junge Menschen ihr Hirn frittieren, weil Musikvideos, Games und Simulationen immer realistischer werden – und die echte Welt immer beschissener, ungleicher, chaotischer, unsicherer. Was wild und punkig als selbstbestimmte Weltflucht in die Datenströme begann, wird bei Cadigan nach und nach von shady Firmen übernommen, die immer größer werden und wenig moralische Skrupel haben – bis sie am Ende sogar Wege finden, direkte Leitungen ins Gehirn ihrer Kund:innen zu legen. What could possibly go wrong? Wie oft in der Science-Fiction-Literatur war da Jemand schon Jahrzehnte früher ganz nah dran an der heutigen Realität, in der der rechtsdrehende, reichste Mann der Welt uns einen Neuralink-Chip ins Hirn setzen will und gerade in Teilen der Welt einen aufgesexten Grok-Chatbot-„Companion“ gelauncht hat, der aussieht und redet wie der Traum eines jeden männlichen Manga-Pädos.
Auch deshalb: Nichts gegen das Internet. Wir lieben es ja auch. Aber passt auf euch auch, wenn ihr dort unterwegs seid – und versucht vielleicht mal ein wenig ausgewählter zu suchten. Newsletter wie dieser sind da zum Beispiel gar nicht schlecht: Da bekommt man ein schmackhaftes Content-Bouquet und entgeht dem Risiko, mal wieder im Netz falsch abzubiegen und drei Stunden später aus dem Scrollkoma aufzuwachen …
TJARK performt „junge“ und „das beste“ in der Day & Night Session
Tjark hat 2026 große Pläne, denn mit dem Release der letzten Single „keinen namen“ kündigte er zeitgleich den Release seines Debütalbums „auch wenn’s uns morgen nicht mehr gibt“ für März 2026 an. Um die lange Wartezeit bis dahin aber noch ein bisschen zu versüßen, versorgt Tjark seine Fans jetzt noch mit ein paar Vorboten. Einer davon ist „das beste“. Den Track kündigte der Singer-Songwriter schon vor Monaten auf TikTok mit einem Song-Snippet an – ein Veröffentlichungsdatum schien aber lang nicht in Sicht. Bis jetzt, denn seit Freitag ist der Song endlich überall zum Streamen verfügbar! Pünktlich zum Release haben wir Tjark zu uns in die Day & Night Session eingeladen, um seinen brandneuen Song „das beste“ im Mondschein zu performen. Für die Day Session hat er seinen Track „junge“ mitgebracht, den er bereits im April 2025 veröffentlichte.
Unsere Lieblingssong der Woche
Stichwort: bewusstes Musikhören. Nehmt euch doch gerne mal die Zeit, diese fünf Lieder nicht nur nebenbei zu hören. Sie sind es allesamt wert! Los geht es mit der Zusammenarbeit von CRS und Jolle: „bitterschön“ ist ebenso ergreifend wie spacig produziert und passt damit ganz gut zu dem Buch, das wir weiter oben empfohlen haben. Dominik Fike lieben wir weiterhin: Irgendwie bringt der Musiker und „Euphoria“-Darsteller selten bis nie mittelmäßige Musik raus. Neuester Beweis: das melodietrunkene „White Keys“. Die von uns hochverehrte Mariybu, die übrigens in einem sehr religiösen Umfeld aufwuchs, hat endlich ihr von den Konzerten bekanntes Gebet „f0dseunsere“ zum Song gemacht. Lieben wir! Gleiches gilt für die neue Girli-Single „Better Undressed“, die ein sehr euphorischer Abgesang auf eine endlich beendete Beziehung ist. Die Kombi, die wir schon lange mal hören wollten: Christin Nichols und Gwen Dolyn im Duett! „Bittere Pillen“ klingt noch viel besser, als wir uns das ausgemalt hatten.
Was wir sonst noch so hören und empfehlen, findet ihr in dieser Playlist.
Album bzw. EP der Woche: Tommy Richman – WORLDS APART*

Zugegeben: Unser „Album der Woche” ist heute ausnahmsweise mal eine EP. Aber heute morgen lag in Berlin auch Schnee, obwohl eigentlich noch Herbst ist. Und unterm Weihnachtsbaum sollte dieses Jahr doch bei der halben Welt GTA VI liegen – you know the drill. All diese Lücken in unserem Herzen füllte am vergangenen Freitag Senkrechtstarter Tommy Richman: „WORLDS APART*” ist ein Sommertape für den vermeintlichen Winter und könnte eins zu eins in den Soundtrack des nächsten Rockstar-Klassikers aufgenommen werden.
Short der Woche: „stranger things“ season five coming sooooon!!!
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!