Dieser eine Song: Clairo – Sofia
„We didn’t even get Sofia“, kommentiert ein Fan unter einem TikTok, das den Moment festhält, in dem das Mikrofon von Clairo inmitten ihres Sets auf dem „All Things Go“-Festival in New York City einfach ausgeschalten wurde. Aufgrund strenger Auflagen bezüglich der Ruhestörung nach 10 Uhr abends, konnte die US-amerikanische Singer-Songwriterin nicht mal ihren Song „Juna“ beenden. Dass gerade „Sofia“ nicht gespielt werden konnte, hat nicht nur die Sängerin selbst, sondern auch ihre zahlreichen Fans traurig gemacht – schließlich zählt der Song als Fan-Favourite zu den großen Queer-Anthems der 2010er.
Dem meistgestreamten Hit der Sängerin ereilte allerdings das Schicksal, was so oft den populärsten Songs unserer Lieblingskünstler:innen widerfährt: weil sie ihn als übermäßig gespielt empfand, hatte Clairo „Sofia“ drei Jahre lang aus ihrer Setlist gestrichen. Als sie Anfang des Jahres von Charli xcx darauf angesprochen wurde, wo dieser Clairo-Klassiker bleibe, änderte sie ihrer Meinung zu ihrem größten Hit. Beim australischen Laneway Festival sangen die beiden „Sofia“ im Duett, was zu der Wiedergeburt des Songs bei Clairos Konzerten führte.
Full performance of Clairo and Charli xcx performing “Sofia” together at Laneway Fest in Melbourne pic.twitter.com/g3YOIrlu0J
— xcx source (@xcxsource) February 14, 2025
„Sofia“, der auf Clairos Debütalbum „Immunity“ landetete, handelt von der Phase in Clairos Leben, in der sie sich das erste Mal mit ihrer Sexualität auseinandersetzte und ihre Schwärmerei für Stars wie Sofia Coppola und Sofía Vergara entdeckte – nach denen dieser Song benannt ist. Bei dieser Entdeckung machte Clairo Luftsprünge in ihrem Zimmer und wollte, dass man dies dem Lied anhört. Und auch lyrisch ermutigt der Song dazu, sich dem Stigma und gesellschaftlichen Erwartungen zu widersetzen und zu lieben, wen man liebt: „I think we could do it if we tried / If only to say you’re mine / Sofia, know that you and I / Shouldn’t feel like a crime“.
Fan-Favourit und Queer Anthem
Neben Songs wie „girls“ von Girl in red oder „1950“ von King Princess, gehört „Sofia“ wohl zu den wichtigsten Songs lesbischer Sichtbarkeit. Da LGBTQIA+-Angehörige aufgrund ihrer Sexualität immer wieder Feindseligkeiten ausgesetzt sind, könnte die Botschaft, stolz auf die Person zu sein, die man ist, nicht wichtiger sein. Und obwohl der Song als „Sleeper Hit“ vor allem durch TikTok an Popularität gewann, haben sich schon seit seiner Veröffentlichung auf YouTube unzählige Fan-made Musikvideos zusammengehäuft, die verschiedene Filmszenen queerer Liebe zelebrieren.
Hinter „Sofia“ reihen sich einige Indie-Größen auf: Die Produktion des Songs übernahm der ehemalige Vampire Weekend-Keyboarder Rostam Batmanglij, das Schlagzeug spielte Danielle Haim. Mit der stark verzerrten Gitarre kommt der Song melodisch nach den Strokes, die Synthies erinnern an „Dancing On My Own“ von Robyn. Zusammen ergibt das einen pulsierenden Soft-Rock-Song, der auch ein wenig Eurodisco und natürlich Bedroom-Pop in sich vereint. Mit ihrer zuckersüßen Stimme on top, hat Clairo erreicht, was sie erreichen wollte: Einen optimistischen Song, der die eigene sexuelle Orientierung zelebriert. Und auch wenn Festivals oder Queerfeindlichkeit die Musik leiser wollen, gilt es umso mehr, „Sofia“ so laut es geht mitzusingen, im Zimmer umherzuspringen und die Schönheit der Liebe zu feiern, so wie Clairo es vorgemacht hat.
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