Dieser eine Song: Falco – Vienna Calling
Von Mozart über Udo Jürgens bis Bilderbuch – Österreich liefert uns immer wieder erfolgreiche Musiker:innen, die die Welt erobern. Eine absolute Ikone ist und bleibt Falco. Mit zehn Studioalben bleibt Falco bis heute einer der prägendsten Musiker in der deutschsprachigen Musiklandschaft. Sein Einfluss ist spürbar, wie zum Beispiel auch der 60. Geburtstag des verstorbenen Sängers beweist. Artists wie Bibiza oder Wanda greifen seine Haltung und seinen Zugang zu Sprache und Stadtleben auf – wenn auch in ihrem eigenen, modernen Stil. Die Mischung aus Wiener Charme, Ironie und Selbstbewusstsein verpacken auch junge Musiker:innen ganz in der Tradition Falcos in ihren Songs.
Mittlerweile feiert Falcos ikonisch-rotes Album „Falco 3“ 40 Jahre Jubiläum – und passend dazu erscheint eine Anniversary-Ausgabe des Klassikers. Im Zuge dessen lohnt es auf jeden Fall, sich auch abseits der absoluten Super-Hits des Österreichers musikalisch weiterzubilden. Denn während es Songs wie „Rock Me Amadeus“ oder „Jeanny“ natürlich bis heute in die ein oder andere Playlist schaffen, ist es auch ein bisschen okay, dass wir manche Songs vielleicht erst nochmal neu für uns entdecken müssen – wie zum Beispiel „Vienna Calling“. Während „Rock Me Amadeus“ globaler Wahnsinn war und „Jeanny“ Falcos größter Skandal-Song, ist „Vienna Calling“ in gewisser Weise sein Versuch, Wien als eigenen Charakter in seiner Popwelt zu inszenieren.
1985 erschien „Vienna Calling“ als zweite Single von „Falco 3“ – direkt nach dem Welthit „Rock Me Amadeus“. Da der Musiker aus Österreich damit bereits bewiesen hatte, dass er das Zeug zu internationalem Erfolg hat – „Rock Me Amadeus“ chartete sogar in UK und den USA auf Platz 1 – stieg damit auch der Druck, an diesen Zahlen anzuknüpfen. Vielleicht auch darum wurde für die zweite Albumsingle erneut das niederländische Produzentenduo Bolland & Bolland zur Hilfe geholt, das bereits an der Entstehung von „Rock Me Amadeus“ beteiligt war.
Falco: DIE Pop-Ikone aus Österreich
Falco etablierte sich natürlich bereits vor „Falco 3“ mit seinem ganz eigenen Sound auf dem Musikmarkt. Und während er heute gut und gerne mal als einer der ersten deutschsprachigen Rapper gehandhabt wird, bezeichnete sich der Musiker selbst natürlich nie so und verstand sich als Vollblut-Popmusiker. Dennoch zeichnet sich „Vienna Calling“ durch den Mix aus schnellem Sprechgesang auf Deutsch und Englisch aus. Und auch wenn der Song noch in den ersten Sekunden mit einem Ausschnitt des Donauwalzers beginnt – der übrigens auch als die inoffizielle Landeshymne des Bundeslandes Wien gilt – wird das Lied schnell von dem Klang gedrückter Telefontasten übertönt. Mit eingängigen Synths und den Worten „Hello, Vienna calling“ leitet Falco dann in gewisser Weise seine eigene Wiener Hymne an. Auffällig sind die eingestreuten Telefon-Samples, die dem Song einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Die funkigen Synths und das hektische Telefonklingeln lassen ein pulsierendes Wien der 80er Jahre lebendig werden.
„Vienna Calling”: Funkelnde 80er-Partystimmung
„Vienna Calling“ katapultiert uns in eine mittlerweile lang vergangene Zeit. Was den Song von anderen Falco-Songs abheben könnte, ist der viel persönlichere Bezug des Musikers zum Inhalt. Denn wie bereits erwähnt, ist Falco selbst eine Wiener Legende. Die Hauptstadt Österreichs ist für Falco aber mehr als einfach nur der Ort, an dem er groß geworden ist. Wien ist für Falco ein Identitätsanker, wie er vor dem Chorus zugibt: „Wien, nur Wien du kennst mich up, kennst mich down / Du kennst mich“. Gleichzeitig setzt Falco sich auf dem Song schon damals mit dem Wandel der Stadt auseinander und seinem Verständnis von Wien in einem wachsenden globalen Kontext. Was an dieser Stelle natürlich nicht unerwähnt bleiben darf, ist Falcos Faszination mit dem Nachtleben der Großstadt. Schillernd, dekadent und gefährlich: Von Bars, Clubs, Drogen und langen Nächten handelt der Musiker auf „Vienna Callling“ alles ab.
Auch das Musikvideo zum Song fängt das glänzende Partyleben der 80er Jahre blendend ein. Im Video begegnen wir Falco, wie er aus einer Telefonzelle (na klar!) in das nächtliche Treiben stolpert. Danach sieht man den Musiker, wie er sich durch eine Bar bewegt und von Tänzerinnen in goldenen, glitzernden Kostümen umgeben ist. Über die fast vier Minuten gesellen sich immer mehr tanzende Partygäste im Video zu Falco und genießen Vienna bei Nacht.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!