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Doja Cat läutet mit „Attention“ neue musikalische Ära ein

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Tagged: Doja Cat

Abgesehen von einem Song auf dem Soundtrack zum „Elvis“-Biopic im Jahr 2022 und einem verdammt guten Feature-Part für SZAs „Kill Bill“ Remix, fiel die Künstlerin hauptsächlich durch ihr Verhalten in den sozialen Netzwerken oder etwa durch Auftritte in der Öffentlichkeit auf. Mit „Attention“, ihrer ersten Single zu ihrem neuen Album, kehrt sie nun zurück ins musikalische Rampenlicht und legt eine Stilwandlung hin, die sich schon auf dem „Kill Bill“-Remix angedeutet hat.

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Mit „Planet Her“ gelang Doja Cat endgültig der Sprung aus der „MOOO!“-Scherzsong-Internet-Viralität in den glorreichen amerikanischen Pop-Olymp. Der am schlechtesten gestreamte Song des Albums befindet sich immer noch im angenehmen zweistelligen Millionenbereich. Damit könnte man sich theoretisch erstmal zufrieden geben, doch im Mai 2023 begann Doja Cat auf Twitter zu pöbeln…und zwar gegenn sich selbst? „Planet Her“ und das Vorgängeralbum „Hot Pink“ seien sogenannte „Cashgrabs“, auf die ihre Fanbase reingefallen wären und sowieso diese würden nun „mittelmäßigem Pop“ hinterher weinen. Man möchte fast meinen, dass Doja Cat gar nicht wirklich hinter ihrem bisherigen Werk stehen würde, Erfolg hin oder her. Vermutlich ließ sie deswegen immer wieder verlauten, dass sie nie wieder Pop machen würde und man von ihr nun ausschließlich Rap zu erwarten habe. 

„You follow me, but you don’t really care about the music“

Mit „Attention“ verleiht Doja Cat nun dieser Ansage eine gewisse Tragkraft, denn der Song ist ausgesprochen stark gerappt. Auf einem Beat von Rogét Chahayed und Y2K, der von einer orientalischen Melodie und einem simplen, organischen Drumloop getragen wird, beschäftigt sich Doja Cat mit der negativen Aufmerksamkeit, die sie in den letzten Jahren erfahren hat: „Look at me, look at me, you lookin’? / My taste good, but I just had to redirect my cookin’ / I coulda been an opener, I redirect the booking / I readed all the comments sayin‘, ‚D, I’m really shooketh‘ / ‚D, you need to see a therapist, is you lookin’?‘“. In den ersten Zeilen geht Doja auf ihren neuen Stil ein und erwähnt nebenbei, dass sie bewusst die Möglichkeit ausgeschlagen hat, die „After Hours“-Stadiontour von The Weeknds zu eröffnen, damit sie sich um sich kümmern und sich künstlerisch neu orientieren kann. Im weiteren Verlauf des ersten Parts spricht sie außerdem von ihren Therapie-Erfolgen, ihrem neu-gewonnenen Selbstbewusstsein und davon, dass ihre Hörer:innenschaft sich mehr an ihrer Person ergötzt, als an ihrer Musik. 

Doja Cat braucht keine Vergleiche mit anderen Künstlerinnen

Der zweite Verse ist wesentlich zukunftsorientierter und stellenweise auch aggressiver performt. Doja Cat zollt ihren weiblichen Vorbildern Respekt und kritisiert im gleichen Atemzug gewisse mediale Mechanismen, die Frauen im Hip-Hop immer wieder gegeneinander aufhetzt. Sie reflektiert darüber, wie sie zukünftig im Rapgame agieren möchte und hält fest, dass sie kein Interesse daran hat, einen Beef mit einer anderen Rapperin vom Zaun zu brechen und um irgendeine Krone zu kämpfen. Die Zeile „Why she think she Nicki M? She think she hot shit“ löste ironischerweise bei den Fans eben jenen Mechanismus aus, den Doja vehement kritisiert, denn Fans interpretierten die Line als Diss gegen Cardi B, die letztes Jahr einen Song namens „Hot Shit“ veröffentlicht hat und sich immer wieder anhören muss, Nicki Minaj zu kopieren. In einem Tweet stellte Doja Cat schleunigst klar, dass diese Interpretation vollkommen an den Haaren herbeigezogen sei. Letztendlich ist es Doja Cat nämlich egal mit wem sie verglichen wird, denn sie scheint nach langer Zeit endlich im Reinen mit sich und ihrer Kunst zu sein. 

Es bleibt abzuwarten, ob Doja Cat den Popmelodien und Produktionen endgültig den Rücken gekehrt hat. Klarheit über ihre musikalische Zukunft wird es erst geben, wenn das bisher titellose Album ohne Releasedate erscheint. Abschließend muss man aber festhalten, dass die Entwicklung zum kaltschnäuzigen Rapper in „Attention“ bestens funktioniert hat und der beeindruckende Song Laune auf mehr ungeschmückten Rap von Doja Cat macht.

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