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Drangsal schreibt eine Hymne auf die Selbstermächtigung

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Mit „Urlaub von mir“ meldete sich Drangsal erst vor wenigen Wochen zurück und kündigte sein drittes Album „Exit Strategy“ für Ende August an. Schon mit der ersten Single war klar: Drangsal hat sich seit „Zores“ musikalisch weiterentwickelt, bleibt sich im Kern jedoch treu. Thematisch wird es vor allem persönlich, denn diesmal steht die eigene Identitätsfindung im Vordergrund. Erstmalig spricht Drangsal seine Depersonalisations-/Derealisationsstörung an und lässt die Erfahrung damit in die Musik einfließen. 

Drangsal – Mädchen sind die schönsten Jungs

https://www.youtube.com/watch?v=pvH9mvDxNcs

Doch die Identität kennt viele Facetten und deswegen holt Drangsal in „Mädchen sind die schönsten Jungs“ zum Protestsong gegen das binäre Denken aus. Es ist eine Single, die nicht besser in den sechsten Monat des Jahres passt, denn allgemein gilt der ganze Juni als Pride Month und soll zur Aufklärung als auch zur Feier von Queerness dienen. „Mädchen sind die schönsten Jungs“ wird daher schon jetzt in den Kommentarspalten als weitere Hymne der Community gefeiert, denn Drangsal rechnet mit den Blau-Rosa Stereotypen ab und fordert zum Boykott auf: „Bist weder dies noch bist du jenes / Was intressier’n mich deine Gene? / Komm, sag dich frei von X and Y! / Sei, was du willst, sei vielerlei!“. 

„Es geht es im weitesten Sinne darum, sich über vermeintlich ‚Gottgegebenes‘ zu erheben, über all jenes, das viele Menschen leider noch immer mit ‚Regeln der Natur‘ versuchen zu argumentieren. Ein Song gegen Schwarz-Weiß-Denken, gegen die imaginären Grenzen der anderen & für eine vollkommene Selbstermächtigung“, heißt es dazu in einem Statement von Drangsal. Unter anderem spielt er damit auch auf das gescheiterte Selbstbestimmungsgesetz in Bezug auf Trans- und Intersexualität in Deutschland an. Nähere Infos dazu erfahrt ihr ab Minute vier im DIFFUS News Podcast: 

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Drangsal sprengt einmal mehr die Grenzen der konservativen Ansätze und manifestiert sein Denken visuell im Musikvideo. Denn weder Farben noch Make-up oder Kleidung und schon gar nicht Emotionen sind einem Geschlecht vorbestimmt. Die Revolution steht bereits in den Startlöchern und man selbst hat den Schläger zur Dekonstruktion des eigenen Ich in der Hand. Genauso wie die Sexualität ist auch Gender ein Spektrum und niemand außer man selbst hat das Recht, sich darauf zu platzieren oder eben auch nicht. Dabei ist es auch völlig normal, noch unschlüssig zu sein, Labels im Laufe der Zeit zu ändern oder bei einer Bezeichnung für immer zu bleiben, denn die Identitätsfindung ist ein Prozess. 

Auch wenn Drangsal selbst vehement meint, dass seine Kunstfigur nicht für die Ewigkeit gemacht ist und keine zweistellige Albumzahl in der Diskografie erreichen wird, sind wir doch froh, dass „Mädchen sind die schönsten Jungs“ die deutschsprachige Musiklandschaft bereichert. In einer Zeit, in der die geschlechtsangleichenden operativen Eingriffe bei Säuglingen und Kleinkindern noch immer akzeptierte Praktiken sind, werden Songs wie diese nämlich mehr denn je gebraucht. Hoch lebe also die Selbstermächtigung!

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