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„Eine Gute Frau“ – Nura dreht misogynes Gedankengut auf links

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Tagged: Nura

Die bisherigen Singles „Sidebitch“, „Für die Vibes“ und „Fat A$$“ stellten jüngst unter Beweis, dass Nura während ihrer musikalischen Abwesenheit kein Stück ihrer künstlerischen Form einbüßen musste. Im Gegenteil: Ihre neue Single „Eine Gute Frau“ deutet eher an, dass Nura sogar in kreativer Topform ist. 

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Nuras Palette

Die Kunst von Nura ist vielseitig, sowohl auf musikalischer Ebene als auch inhaltlich. Mal besingt sie eine sommerliche Partynacht auf eine warm klingende House-Produktion („Für die Vibes“). Mal lässt sie die Melodie und die Manieren am Studioeingang und rotzt in ignoranter Weise bewusst provokante Lines auf einen sogenannten Banger-Beat („Fat A$$“). Und manchmal packt sie harte, ehrliche, gesellschaftlich und politisch relevante Statements in ein paar Verse und liefert Empowerment Hymnen in Rapform für die LGBTQIA-, Flinta*- und BiPOC-Communities in Deutschland. Genau in diese Sparte reiht sich ihre neue Single „Eine Gute Frau“ ein. 

Ein Spiegel für misogyne Denkweisen

„Eine Gute Frau“ besteht eigentlich ausschließlich aus frauenverachtenden Aussagen, die alleine durch Nuras Identität und Vortragsweise eine völlig andere Wirkung erzielen. Wenn Nura Beispielsweise davon erzählt, dass sie in ihrer hypothetischen Beziehung mit einem Mann keine Rechte hätte und nicht alleine raus dürfte, dann spiegelt sie die gefährliche Lebens- und Werterealität wieder, die viele Frauen in Beziehungen kennen und fürchten. Sie thematisiert auf die gleiche Weise außerdem häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe: „Dein Ernst? Wie gehst du wieder raus? / Wegen Nutten wie dir wird den Opfern nie geglaubt / Zuhause spricht der Gürtel / Auf der Straße die Faust / Auf dem Weg vom Club nach Haus’ / Vergewaltigt und missbraucht“. Nura nimmt das giftige und antike Mindset vieler Männer und dreht es wie ein altes Kleidungsstück einfach auf links. Dadurch werden die ganzen maroden Nähte sichtbar, die den metaphorischen Mantel der Mysogynie zusammen halten. 

Wie man es von Nura gewohnt ist, nimmt sie kein Blatt vor den Mund, doch ihr das Stilmittel der Übertreibung zu unterstellen, wäre im Fall von „Eine Gute Frau“ fatal für den öffentlichen Diskurs über (strukturelle) Mysogynie, Emanzipation und sogar Femizide, denn das von Nura mit Worten gemalte Bild entspricht leider immer noch häufig der Realität und ist bei Weitem nicht überspitzt dargestellt. Auch wenn die beiden Songs vollkommen anders in ihrer Stimmung und Struktur sind: wenn man sich „Eine Gute Frau“ anhört, entsteht ein ähnlich unangenehmer Kloß im Hals, wie wenn man „3 Sekunden“ von Céline und Paula Hartmann hört. Wenn man ganz ehrlich ist, wäre „Ein Schlechter Mann“ vielleicht ein guter Alternativ-Titel, das würde allerdings den doppelten Boden des Songs zum Einsturz bringen und die mächtige Wirkung des Songs eindämmen.

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