Empfehlung des Tages: Aaron – Wo bin ich
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass man als Artist dieser Tage häufig auf die Gunst der Streaming-Algorithmen angewiesen ist. Das führt zu großem Frust und Ohnmachtsgefühlen, manchmal tut uns das undurchsichtige System aber dann doch einen Gefallen und spült spannende Newcomer innerhalb von kürzester Zeit nach oben. So kürzlich geschehen bei Aaron, über den wir bisher fast gar nichts wissen, außer dass er mit „Wo bin ich“ eine verboten gute Debütsingle veröffentlicht hat.
Über Aaron wissen wir genau zwei Fakten: Seinen Namen und seine Heimat – Berlin. Na gut, eine Fährte gibt es noch: Seine Spotify-Bio führt uns zu seinem Produzentenprofil als Drumla. Unter diesem Namen hat er kürzlich für Ski Aggu die Single „Besoffen in den Spiegel schauen“ produziert, auf Instagram sieht man ihn außerdem in Gesellschaft von Zartmann – in den Newcomer-Kreisen der Hauptstadt scheint Aaron aka Drumla also bestens vernetzt zu sein.
Big City Life
Das ist trotzdem noch längst kein Grund aus heiterem Himmel eine so verflixt gute Debütsingle zu veröffentlichen, wie es Aaron im Oktober getan hat. „Wo bin ich“ läuft langsam in unseren Gehörgang wie Wasser in eine Badewanne und füllt diesen schlussendlich mit seinen Mix aus elektronischen und akustischen Elementen bis zum Rand auf. Die minimalistische, sanfte Eigenproduktion könnte dabei besonders bei Fans von Levin Liam Gefallen finden, genau so wie Aarons lethargische Lyrik. „Wo bin ich? Und wie bin ich hier eigentlich gelandet? / Die Stadt ist mein zuhause jetzt / Und die Stadt macht mir so Angst“, singt der Newcomer melancholisch über die sparsame Synth-Untermalung und beschreibt damit eine Velorenheit, die wohl jede:r nachvollziehen kann, der oder die als Fremdkörper in eine Metropolen eintaucht.
Zarter Startschuss
Mit „Wo bin ich“ hat Aaron direkt mit dem ersten Versuch die Algorithmen geknackt und aus dem Stand ein Publikum von über 100.000 Fans gewonnen. Nur clever also, dass der Newcomer die Gunst der Stunde nutzt und inzwischen bereits seinen zweiten Song nachgelegt hat. „Elendig“ fällt treibender aus, rappiger, mit Rave-Beat, aber nicht weniger melancholisch. Bisher geht Aaron scheinbar mühelos die genau richtigen Schritte, um sich in kürzester Zeit eine Musik-Karriere aufzubauen und einen lauteren (und gleichzeitig leiseren) Startschuss als „Wo bin ich“ hätte er wohl nicht abfeuern können.

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