Empfehlung des Tages: Betterov – Jil Sander Sun
Es gibt oft ganz kleine Dinge, die direkt große Erinnerungen heraufbeschwören. So können unter anderem Gerüche echte Nostalgiebomben sein, wenn man etwa wieder an das von Oma gekochte Lieblingsessen oder einen bestimmten Ort aus der Kindheit denkt. Die Macht dieser Trigger kann aber auch ziemlich unschöne und schmerzhafte Gefühle hervorbringen – wie Betterov in „Jil Sander Sun“ veranschaulicht.
Ein Geruch, der nie verfliegt
Das Setting ist eine Partynacht, man zieht berauscht durch die Straßen – doch dann kommt es überraschend zu einer Schlägerei. „Ein falscher Blick, ein Schlag, ein Tritt / Ein kaputtes Gesicht“, so schnell geht das, dass Betterov gar nicht weiß, was er tun soll, einzig der Geruch des Jil Sander-Parfums brennt sich in seinen Kopf. Seitdem kommt jedes Mal, wenn er an jemandem mit diesem Duft vorbeiläuft, diese Erfahrung mit allen Details hoch; sie komplett zu vergessen, geht nicht: „Ich wollte alles waschen, vom Alk noch ganz benommen / Diesen Duft nicht an mir lassen, hab‘ ihn nie ganz abbekommen“.
Detailliert und düster
Dass Betterov Texte und Storytelling kann, sollte mittlerweile klar sein. Das bewies er schon mit zahlreichen Singles, einer EP und dann im letzten Herbst mit seinem Debütalbum „Olympia“. „Jil Sander Sun“, die erste Single seit diesem großen Wurf, setzt dort an, wo Betterov aufgehört hat: Eine Mischung aus Indie-Pop, Post-Punk und Alternative Rock, die mit präzise ausformulierten Texten in wohliger Melancholie schwelgt. Dem Thema entsprechend klingt der Song nochmal besonders düster, gesanglich könnte Betterov hier auch glatt als Darkwave-Sänger aus den 80ern durchgehen. Eine Richtung, die er für sein nächstes Projekt gerne weiterverfolgen kann!
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