Empfehlung des Tages: Efeu – In Wien
„Rankt sich das Klettergewächs die Wände empor, so schmiegt es sich meist lieblich in die Landschaft. Doch versteckt vom schnellen Blick frisst sich das Gewächs in die Wände des sich im Würgegriff befindlichen Objekts.“ Dieses Zitat aus dem Pressetext der jungen Band Efeu klingt ganz schön dramatisch. Dabei erwarten uns auf ihrer ersten Single „In Wien“ eher versöhnliche und angenehme Klänge, auch wenn die Ohrwurm-Hook sich ähnlich hartnäckig wie das Gewächs in unser Gehör frisst.
Die nächsten Austropop-Helden?
Wie der Songtitel vermuten lässt, kommt die Band aus Österreich, allerdings nicht aus Wien, sondern dem westlichen Bundesland Vorarlberg. Mit ihrem Austropop reihen sie sich also ein in die Riege an gefeierten österreichischen Bands wie Wanda und Bilderbuch. Ähnlich expressiv und lässig, im Vergleich aber weniger rockig und etwas gelassener, „mit pöbelnder Zärtlichkeit und trotziger Romantik“. Die Efeu-Metapher drückt für sie auch den unvermeidlichen Untergang des Schönen in dieser Welt aus, der wiederum aber auch dazu anregt, die Schönheit in vermeintlich unschönen Dingen zu suchen.
Bei „In Wien“ handelt es sich um eine Liebeserklärung an die Stadt; sie laden alle ein, dort ihre Zuflucht zu finden. Auch wenn sie es ihr „Exil“ nennen, fühlen sie sich aber offensichtlich sehr zuhause dort: „Schau, diese Häuser, sie gehören uns allen, niemandem allein“. Untermalt wird das von entspannt funkigem Indie-Pop. Eine groovige Bassline setzt das Fundament, über das sich von links und rechts Gitarren duellieren – oder eigentlich eher friedlich koexistieren: Eine setzt sehr rhythmisch Akkorde, die andere verziert den Song durch mit Wah-Wah belegten, verspielten Leadlines ein. Die verträumten Synth-Akzente geben dem Ganzen dann den warmen Retro-Anstrich.
Das Gewächs nimmt sich, was es will
„In Wien“ stellt die allererste Single der Band dar, der Vorbote auf ihre Debüt-EP, die im Frühling erscheinen wird. Auch wenn die vier Jungs grade erst am Anfang stehen, die Erklärung des Bandnamens impliziert es schon: Efeu wissen, was sie wollen, und nehmen sich das auch – in diesem Fall unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.
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