Empfehlung des Tages: Jie-Woo Kim feat. Beslik Meister & Bibiza – moshpit!
Die Euphorie im Circle Pit zu stehen und nur darauf zu warten, bis die 808 im richtigen Moment droppt, sodass der Mosh, also das Chaos erst so richtig beginnen kann. Das Gefühl der Vorfreude kennen viele, für die einen unverständlich und mit den Bildern von Schweiß, zerbrochenen Brillengläsern und Notärzten verbunden, für die anderen das pure Lebensgefühl: Der Moshpit. Mit den Jahren sozusagen zu einem Qualitätskriterium für gute Rapkonzerte mutiert, steht er für den puren Kontrollverlust und nun hat er eine neue Hymne bekommen.
Jie-Woo Kim ist ein Newcomer aus Bonn, der derzeit in Frankfurt studiert und sich selbst als Conscious Rapper aus NRW bezeichnet. „ich war noch nie rich / hab es auch nicht vor zu sein / lieber broke und real / anstatt fake und steinreich“ hieß es daher schon auf Songs wie „100 bands“. Damit tritt er in die Fußstapfen von Kummer, der sich – wir erinnern uns – 2019 die Mission auferlegt hat, Rap wieder weich zu machen. Den Grundstein dazu legte Jie-Woo Kim bereits 2017 mit seiner EP „Identität“. Vom Gospel Rap zum Honest Trap würde seine Entwicklung wohl am besten beschreiben.
Für den Song „moshpit!“ holt er sich nun Verstärkung von Beslik Meister und Bibiza, überzeugt jedoch selbst mit einem tighten Flow. Während Jie-Woo und Bibiza den heutzutage obligatorischen Deutschrapseitenhieb austeilen und mit Lines wie „Digga ich komme in die Szene und flippe das Game wie ein Board“ oder „Spiel wieder live / dann wird zerfetzt / bist du einmal in meinem Moshpit / möchtest du nie wieder weg“ ein Statement setzten, durchlebt Beslik Meister gedanklich die letzten Partynächte.
Im letzten Drittel nach dem Beatswitch wird dann noch einmal deutlich, warum sich Jie-Woo Kim den Titel Conscious Rapper verpasst hat. „Doch wer ich wirklich bin / sieht man hinter den Kulissen / und nicht vor der ganzen Crowd / Ich kann King sein auf den Stages / doch im Alltag nur ein Clown“ und zieht damit ein Resümee aus dem Track.
Wien und NRW sind auf jeden Fall bereits bestens connected und wir lieben es. Die Frage ist nur: Seid ihr bereit für den „mospit!“? Aber tue dir dabei bitte selbst einen Gefallen und leg lieber das Handy weg, sodass du bouncen kannst zu dem Beat wie ein Cadillac.
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