Empfehlung des Tages: Luna – Schwimmen

Es gibt Mechaniken und Muskel-Abläufe, die vollzieht unser Körper, sobald er sie einmal antrainiert hat, quasi automatisch – zum Beispiel Schwimmen oder Fahrrad fahren. Nur sobald es ins Gefühlige geht, ist die Sache nicht mehr ganz so einfach. „Man verlernt nicht wie man schwimmt / Warum verlernt man dann zu lieben?“, fragt Luna in ihrer neuen Single, begleitet von minimalistischen Vocoder-Sounds.

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Von der Army zur Pop-Musik

Vorab eine kleine Geschichts-Stunde: Der Vocoder kommt eigentlich aus der Militärforschung und sollte hier ursprünglich der Stimmverschlüsselung dienen. Entwickelt wurde das Gerät schon in den 1930ern, ab den 70ern fand der Vocoder dann jedoch eine neue Bestimmung im Bereich der populären Musik. Hier setzt man den Vocoder, kombiniert mit einem Keyboard, als Stimmeffekt ein, um einen künstlichen Chor zu erzeugen – ein entfernter, uralter Verwandter des heutigen Auto-Tune. Doch auch im Hier und Jetzt erfreut sich der Vocoder weiterhin größter Beliebtheit: Wer Songs von Bon Iver, Kanye West oder Imogen Heap hört, kommt um den Effekt kaum herum und mit „Whatcha Say“ kennt wohl jede:r zumindest einen Song mit Vocoder-Einsatz. 

Zurück zu Luna: Mit ihrem neuen Song „Schwimmen“ veröffentlicht die Newcomerin nicht nur ihren ersten Song seit der Debüt-EP „Verlierer“, sondern wagt sich auch erstmals an den Vocoder-Effekt. Tatsächlich braucht der Song darüber hinaus keine weiteren Elemente, nur Lunas Stimme, tausendfach geechot und doch intim und nah. „Kam nach dem Ende ein Anfang für dich? / Denn bei mir kam da irgendwie nichts, irgendwie nichts“, fragt Luna ein Gegenüber, das die Trennung sichtbar besser weggesteckt hat.

Im zugehörigen Musikvideo wird der emotionale Schmerz mit pulsierenden Lichtern und Schlieren von Langzeitbeleuchtung bebildert – ein visuelles Pendant zum Chaos im Inneren. Mit „Schwimmen“ findet Luna eine alltägliche Metapher für Gefühle, die zu groß scheinen, um sie in Worte zu fassen, und zaubert dabei eine berührende Ballade. Ob die Erfinder:innen des Vocoders vor fast 100 Jahren ahnten, dass ihr Werk einmal so schön zweckentfremdet werden würde? Wohl kaum.

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