Empfehlung des Tages: Mina Richman – Grow Up
Als die Iran-Revolution vergangenes Jahr wieder auflebte, ging der Solidaritäts-Song „Baba Said“ von Mina Richman um die Welt. Davor veröffentlichte sie bereits ihre Debüt-EP „Jaywalker“ durch die sie mit ihrem Folk-Pop-Sound einen ersten Schritt in die Musikwelt wagte. Nun arbeitet die 24-jährige Berlinerin auf ihr Debütalbum hin, das im März 2024 erscheinen soll. Die neuste Single „Grow Up“ bildet schon ganz gut ab, was wir bei Mina Richman auf Albumlänge erwarten können. Sie schafft es nämlich in ihrer Musik ihre eigenen Lebenserfahrungen in größere gesellschaftliche Kontexte einzubetten und damit ihren Hörer:innen einen Spiegel zu bieten, in dem sie sich selbst wiedererkennen können.
So auch in „Grow Up“: Der Song beginnt als eine wunderschön gesungene Rückschau auf ihre Kindheit, in der sie auch den frühen Verlust ihres Opas beschreibt und wie einen solche Schicksalsschläge dazu zwingen, „erwachsen“ zu werden, obwohl man doch eigentlich noch ein Kind ist: „well I’m still mourning all the days / I wish I could have been a child / I was just a child – my grandfathers body cold and white“.
Bei der Hälfte nimmt der Song eine Wendung: Ihre sanfte Gesangs-Stimme auf den geschlagenen Gitarren-Akkorden, weicht für eine härteren Part. Sie erzählt fast schon rappend in einer Spoken Word-Performenace über die gesellschaftlichen Erwartungen, die sie dazu brachten, ihren Körper hungern zu lassen und welche Narben das bei ihr Hinterlassen hat. Ihrer Stimme hört man den Schmerz und die generationellen Traumata förmlich an. Nichtsdestotrotz zeigt sie sich hoffnungsvoll, denn sie singt auch darüber, wie stolz sie auf die Frau ist, die sie geworden ist. Mit ihrer Musik zeigt Mina sich verletzlich und bietet gleichzeitig Menschen, die diese Erfahrungen teilen, einen kleinen, sicheren Hafen. Wie Mina ihre rührenden und gleichzeitig energischen Songs auf die Bühne bringt, kann man sich im April auf ihrer „Grown Up“-Tour live ansehen.
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