Empfehlung des Tages: Priya Ragu – „Lockdown“
Für viele Künstler:innen ist Musik ein Ventil. Vor allem in schwierigen Zeiten kann man darin Dinge verarbeiten, über die man manchmal einfach nicht sprechen kann. Die Isolation und Einsamkeit der Pandemie bewegten deshalb viele Musiker:innen dazu, ihre Gedanken und Gefühle in Songs aufzuarbeiten. Genau das tut auch Priya Ragu in ihrer neuen Single „Lockdown“, in der sie ihre Sehnsucht nach Zwischenmenschlichkeit besingt und in einem musikalischen Mantel sommerlicher, südindischer Klänge verpackt.
In der Schweiz geboren und aufgewachsen, verbrachte Priya ihre Kindheit gemeinsam mit ihrem Bruder und ihren Eltern in Europa. Priyas Eltern stammen eigentlich aus Sri Lanka. Als dort jedoch der Bürgerkrieg ausbrach, flohen die beiden in die Schweiz, wobei die unterschiedlichen Kulturen der Länder immer wieder miteinander kollidierten. Das bekam auch Priya zu spüren: Als sie ihre Liebe zur Musik entdeckte, sah es die Familie nicht gerne, wenn die Künstlerin westliche Songs hörte. Auch Shows und Auftritte wurden Priya von ihrem Vater verboten. Doch die Musikerin ließ sich davon nicht unterkriegen. Immer wieder schlich sie sich auf Jam-Sessions und Open-Mic-Nächte, bis sie irgendwann mit der Hilfe ihres Rapper-Freundes „Oddisee“, gemeinsam mit ihrem Bruder Japhna nach Amerika zog, um sich voll und ganz der Musik zu widmen.
Priya Ragu – Lockdown
Priya litt sehr unter den fehlenden menschlichen Kontakten während der Pandemie. In ihrem Song “Lockdown” verarbeitet sie deshalb die Zeit der Isolation und die damit einhergehende Sehnsucht nach Zwischenmenschlichkeit. “Lockdown was written earlier this year during a time where I felt particularly isolated from the people I love. It’s about dealing with being alone in this situation and wanting to feel the energy of another persons presence, not for love but for friendship, guidance and getting down.”, erklärt sie zu der Single. Dabei schafft es die Künstlerin, ihre düsteren Gedanken in energiegeladene Beats, popfokussiertes Songwriting und fließende Melodien zu verpacken, sodass ein Song entsteht, der alles andere als deprimierend ist. Besonders spannend ist hierbei nicht nur Priyas tamilische Einflüsse, die sich vor allem in den Instrumentals widerspiegeln, sondern auch ihr müheloser Wechsel
zwischen Rap und Gesang
Das Gefühl, ganz allein an einen Ort gefesselt zu sein, versprüht auch das Musikvideo, welches Priya in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Dumas Haddad produzierte. Zu sehen sind zweit Tänzer:innen, die mit Seilen an eine Plattform gefesselt sind. Dabei werden die beiden von Priya beaufsichtigt, die zwischen den Plattformen, inmitten eines leeren Steinbruchs zu sehen ist. Während die Tänzer:innen anfangs noch überfordert mit der Situation sind, nutzen sie im fortschreitenden Video ihre Kreativität, um mit ihrer Choreographie jegliche Differenzen zu überwinden. Damit stellt Priya die Gesellschaft während der Pandemie dar, die nur durch Kompromisse und gegenseitiges Verständnis einen Weg durch die schwere Zeit finden kann.
Zusammen mit ihren Songs „Good Life 2.0“, „Chicken Lemon Rice“, „Forgot about it” und “Kamali” veröffentlichte Priya mit „Lockdown“ die ersten Vorreiter ihres Debüt-Mixtapes „damnshestamil“, welches seit heute überall zu hören ist. Die darauf enthaltenen Songs bestehen aus einer Mischung aus alternativem R&B, Soul, Pop und tamilischer Musik, die sich zu einem unverkennbaren Musikstil vereinen und uns mit auf eine Reise internationaler Einflüsse nehmen.
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