Empfehlung des Tages: Rauchen – Es fühlt sich nicht so an / Stachel
Machen wir uns nichts vor: Rauchen ist scheiße. Sieht aber cool aus und klingt vor allem großartig, zumindest wenn man sich auf die gleichnamige Hamburger Band bezieht. Seit 2018 machen die vier Freund:innen gemeinsam Musik, die sie selbst augenzwinkernd als „Stadionhardcore“ bezeichnen. Was wie ein Widerspruch klingt, geht auf den eigentlichen Songs ziemlich gut auf. Ruppiger (Post-) Punk, Noise Rock und alles andere was lärmt und tobt findet sich hier. Trotzdem werfen Rauchen nie ihr Gespür für Melodien über Bord.
Das gilt auch für die neuen Singles, die Rauchen im Juli als erstes Lebenszeichen seit ihrem 2021 erschienenen Album „Nein“ veröffentlicht haben: „Es fühlt sich nicht so an“ und „Stachel“.
Die Doppelsingle bildet in all ihrem Getöse ein stimmiges Paar. „Es fühlt sich nicht so an“ täuscht erst eingängige Gitarren-Riffs vor, aber darunter liegt ein bohrende Argwohn: „Gehörst du wirklich mir? / Es fühlt sich nicht so an / Wir sind verschmolzen / Doch da ist was“, singt Nina, die Stimme der Band. Wobei Singen vielleicht das falsche Wort ist: Das Misstrauen knurrt und growlt geradezu aus ihr heraus, während der Song um sie herum wie ein Sturm anschwillt.
Beim Geschwister-Song „Stachel“ ist dann nicht mal mehr an der Oberfläche alles gut. Gespenstische Synthies wabern durch das Stück, während Nina beschwörend von diesem Stachel spricht, der sich so tief in die eigene Existenz gebohrt hat, dass er längst Teil davon ist. Die abschließende Erkenntnis ist dann so schmerzhaft wie befreiend: „Die Befriedigung liegt im Leid – ein Paradox“.
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