Empfehlung des Tages: Ski Aggu – Gensehaut
Seit seiner Erfolgssingle mit Otto Waalkes hat der Berliner Skibrillen-Rapper mit „mietfrei“ und „Theater★“ gleich zwei neue Singles auf die Welt losgelassen, letztere übrigens mit $oho Bani. Aber damit nicht genug, heute hat Aggu den Post-Nummer-Eins-Single-Hattrick mit dem Release seines neuen Songs „Gensehaut“ perfekt verwandelt.
Die ersten goldenen Blätter fallen dieser Tage in Deutschland von den Bäumen und der Sommer verabschiedet sich allmählich für dieses Jahr. Langsam kann man sich also durchaus die Frage stellen, die man in Musikliebhaber:innen-Kreisen kennt und gerne diskutiert: Wer hat den Sommer musikalisch dominiert? In solchen Diskussionen darf ein Name nicht fehlen, nämlich Ski Aggu, der diesen Sommer mit seiner ganz eigenen Art Punchlines auf diskotaugliche Beats mit wilden Samples zu rappen, so ziemlich jede Bühne und nebenbei auch die Charts demontiert hat. Auch wenn für viele Künstler:innen die Post-Festivalsommer Ruhe einkehrt, für Aggu gibt es auch nach diversen Abrissen und einer kometenhaften Karrierelaufbahn kein Halt. Für Ski Aggu ist der Sommer trotz erster herbstlicher Anzeichen nämlich offensichtlich noch längst nicht vorbei, wie seine neue Single „Gensehaut“ attestiert.
Ski Aggu lässt in „Gensehaut“ in sein aktuelles Leben blicken, welches hauptsächlich aus Party, Festivals, Aldi-Wein, Kater, Nummer Eins Hits und überwundenem Herzschmerz besteht. Aggu zeichnet eingangs das Bild, welches man als treue Follower:in kennen sollte: Nämlich ihn selbst auf der Bühne vor tausenden von Leuten, in nichts weiter gekleidet als – Speedo? Aggu rappt darüber, dass er diese wirklich engen und sehr enthüllenden Shorts auf der Bühne rockt, während er das Publikum mit seinem Sound zum Durchdrehen bringt.
Keine Zeit für Mark Forster
Die Bridge zur Ohrwurm-Hook lässt dann allerdings erstaunlich tief in das Herz des Aggus blicken: „Und ich denke fast nicht mehr an dich (Ja) / Bin wieder bei mir, hab‘ mich sehr vermisst (Ah, woah) / Und ich wünsch‘ mir „Gute Besserung“ (Ja) / Ich vergesse-gesse-gesse uns“. Auch wenn Ski Aggu nicht zwangsweise für seine emotionalen Inhalte gefeiert wird, diese vereinzelten Lines über (Herzschmerz)-Romantik erwischen einen als Hörer:in dann doch manchmal eiskalt und treffen genau da, wo es vielleicht sogar bei einem selbst einmal wehtat. Um den inhaltlichen Teil pfiffig abzuschließen sei hier noch erwähnt, dass ausgerechnet Mark Forster einen kleinen Seitenhieb mit der Zeile „Steh‘ im Rampenlicht / Mark Forster will ’n Feature, doch grad passt es nicht“ abbekommt. Das ist natürlich absolut harmlos, aber gleichzeitig herrlich nonchalant.
Stichwort „Nonchalance“: Das dazugehörige Video ist, ähnlich wie die musikalische Produktion und der falsch geschriebene Titel von „Gensehaut“, ebenfalls ziemlich unbekümmert gehalten. Wie es in der Kunst von ihm nunmal der Fall ist, liebäugelt auch „Gensehaut“ hier und da in Richtung „Trash“, was auch immer diese Popkultur-Schublade heutzutage noch bedeuten mag. Allerdings ist die Qualität der Produktion, des Videos und der Lyrik in „Gensehaut“ verdammt nuanciert und der „T-Faktor“ so fein eingesetzt, dass es wie ein sehr polarisierendes Gewürz für ein Gericht wirkt und das Publikum in zwei Lager spaltet: Diejenigen, die etwas mit dem Aggu-Geschmack anfangen können und diejenigen, für die dieser Flavour einfach zu intensiv ist. Uns schmeckt „Gensehaut“ jedenfalls hervorragend und wir sind gespannt, welchen pikanten musikalischen Ohrenschmaus uns der Berliner Rapper als nächstes auftischt.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!