Empfehlung des Tages: SZA feat. Phoebe Bridgers – Ghost in the Machine
Vor knapp einem Monat hatte das Warten allerdings ein Ende, denn die First Lady des Erfolgslabels TDE gab in einem Interview mit Billboard bekannt, dass das Nachfolger-Album noch dieses Jahr erscheinen soll. Am Freitag erschien dann endlich das langerwartete zweite Album von SZA namens „SOS“. Noch bevor der 23-Song starke Langspieler die Musikboxen dieser Welt zum zittern bringen durfte, ging die Tracklist viral im Netz. Das liegt zum einen natürlich an der Einzigartigkeit von SZAs Kunst, zum anderen waren die wohl gewählten Features ein ausschlaggebender Grund, denn u.a. steuerte niemand geringeres als Indie-Rockstar Phoebe Bridgers ihre Stimme zu dem Track „Ghost in the Machine“ bei. Kurz nach der Ankündigung hagelte es Herzschmerz-Memes und es kursierte sogar eine sehr aufgekratzte Sprachnotiz (adressiert an SZA), in der sich jemand wegen der Aussicht auf eine SZA/Phoebe Bridgers Kollaboration die Seele aus dem Leib brüllt.
Knapp zwei Tage nach Release kann man festhalten, dass „Ghost in the Machine“ den berghohen Erwartungen absolut gerecht wird. Melancholisch angehauchte Zupfinstrumente, reduzierte Drums und Bedroompop-artige Synthies geben den beiden Stimmgewalten SZA und Phoebe Bridgers genug Raum, um ihre Herzen nach allen Regeln der Kunst auszuschütten. Noch bevor Phoebes Stimme erklingt, fleht SZA regelrecht nach Menschlichkeit in einer Beziehung: „I need humanity / You’re like humanity, drownin‘ in vanity / Cravin’ humanity / You’re like humanity, I need humanity“.
Während sich SZA in ihrem Vers eher abstrakt mit ihrem abgestumpften, fast schon Roboter-haften Inneren beschäftigt, wird es in der Strophe von Phoebe Bridgers konkret. Sie beschreibt Streitpunkte, die sie von ihrer/ihrem Partner:in hören muss und reflektiert ihren egozentrischen Umgang mit ebenjenen. Die Folge: Statt gemeinsam die Welt zu sehen, findet sich Bridgers immer wieder alleine in Flughafenbars und Hotellobbys wieder – lamentierend und hörbar gelangweilt von sich selbst bzw. von der Situation, in die sie sich dank ihres Egoismus manövriert hat.
Heute lassen wir die Hüllen fallen
„Ghost in the Machine“ zeigt was passiert, wenn zwei unfassbare Songwriterinnen im Studio aufeinander treffen und entschließen: Heute lassen wir alle Hüllen fallen und sind hemmungslos ehrlich zu uns selbst. Der Song strotzt vor Selbstkritik, Reflexion und Verlangen. Verlangen nach Empathie, Liebe und der Erkenntnis, dass man in diesem chaotischen Leben als erfolgreiche:r Musiker:in gerne mal den emotionalen Wald vor lauter Gefühlsbäumen aus den Augen verliert.

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