Empfehlung des Tages: Zaho de Sagazan – 99 Luftballons
Auch wenn es hier gar nicht so sehr um Nena gehen soll, kann man ein Cover ihres Riesen-Hits „99 Luftballons“ natürlich nicht komplett gesondert von ihr betrachten. Daher eine kurze Einordnung: Das letzte Mal, dass wir über Nena berichtet haben, war im Sommer 2020. Da hatte sie gerade gemeinsam mit Kitschkrieg und Trettmann die Single „Irgendwo“ veröffentlicht. Danach machte sie vor allem durch Kommentare zur Corona-Politik auf sich aufmerksam, in denen sie mit der Querdenker-Bewegung sympathisierte. Wie andere Musiker:innen, hat auch Nena sich dadurch für viele ins Aus gespielt. Nun trat sie bei der diesjährigen Weihnachtsshow von Helena Fischer auf und während die Stimmung bei der Show dadurch nicht merklich gesunken ist, haben negative Reaktionen auf X gezeigt, dass manche Dinge eben doch länger an einem haften.
„99 Luftballons“ mit französischem Akzent
Jetzt könnte man fairerweise fragen: warum dann überhaupt über „99 Luftballons“ schreiben? Was einen wiederum vor die Frage stellt, ob man Kunst vom Künstler trennen kann / soll / muss und damit wiederum ein riesiges Thema aufmacht, mit dem wir uns hier näher beschäftigen. In diesem Fall haben wir uns dafür entschieden, über dieses Cover zu schreiben. Zum einen, weil das Lied ein wichtiger Teil der deutschen Musik-Geschichte ist und zum anderen, viel größeren Teil, weil die Version von Zaho de Sagazan so schön ist, dass wir sie nicht unterschlagen wollen.
Wer die Sängerin Zaho de Sagazan noch nicht kennt, braucht nicht lange hinzuhören, um zu erraten, dass ihre Primärsprache nicht deutsch, sondern französisch ist. Genau dieser Akzent, verleiht ihrer Interpretation diesen Charme, der einem mal ein Schmunzeln abringt und mal Erstaunen darüber, wie gut ihre raue Stimme und die Artikulation zu dem Song passen. Von der Struktur unterscheidet sich das Cover jedoch kaum vom Original: sanftes In- und Outro, NDW-Synths und Elektro-Drums für den Mittelteil.
Die Künstlerin hinter dem Cover
Kein Wunder, dass sie da sound-technisch nicht viel verändern musste. Denn auch wenn sie gesanglich stark inspiriert ist von Chanson-Sänger:innen wie Jacques Brel oder Barbara, finden sich in der Musik von Zaho auch Einflüsse von Synth-Pop über Cold Wave bis hin zu anderen elektronischeren Sounds. Damit baut sie eine Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen und kreiert, gepaart mit ihren ehrlichen Texten, eine Soundwelt, die bei verschiedensten Altersgruppen gut ankommt. Vor allem in Frankreich gewann sie damit nach dem Release ihres Debütalbums im Frühjahr viel Aufmerksamkeit.
Als Dankeschön für die positive Resonanz, veröffentlichte Zaho de Sagazan nicht nur „99 Luftballons“. Gemeinsam mit ihrer Live-Band nahm sie in ihrem Tourbus insgesamt drei ihrer Lieblingslieder auf. Somit ist am 22. Dezember neben „99 Luftballons“ auch noch „La bonne étoile“ von Matthieu Chedid und „Ah que la vie est belle“ von Brigitte Fontaine erschienen. Für alle, die ihr Schul-Französisch eh nochmal auffrischen wollten, also genau das Richtige.
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