Grim104 mag den „Stadtfuchs“ – da kann die Löwin aus Kleinmachnow einpacken
Endlich haben wir eine musikalische Liebeserklärung an den „Stadtfuchs“! Ein Wesen, das jeder Berliner und jede Berlinerin einmal in seinem Stadtleben gesichtet haben muss. Man trifft ihn, wenn man gerade nach Neukölln gezogen ist, den Müll rausbringt und der Fuchs schon wartet, ob man was Interessantes mitgebracht hat. Man sieht ihn vorbeirauschen, wenn man in der Pandemie mit Abstand am Lohmühlenplatz auf Steinquadern sitzt, mit Freun:innen Bier trinkt und der Fuchs auf einmal lässig durch die kleine Runde trottet. Man trifft ihn, wenn man in Berlin-Marzahn einen Musiker interviewt, vor einem Jugendclub hockt, der Stadtfuchs plötzlich seine Nase in die Unterhaltung steckt, kurz zuhört und dann mit einem Sprung aus dem Stand über den gar nicht mal so niedrigen Holzzaun vor einem kleinen Waldstück wieder verschwindet. Man begegnet dem Stadtfuchs aber auch im letzten Kapitel des tollen Berlin-Romans „Arbeit“ von Thorsten Nagelschmidt, wo er dem Buch eine wehmütige Abschiedsnote gibt.
Das waren ungefähr die Sichtungen des Stadtfuchs, die der Autor dieser News in den letzten paar Jahren verzeichnen konnte. Und heute kommt noch eine weitere Sichtung hinzu. Er stromert nämlich auch durch den Song und das Video, das seinen Namen trägt: „Stadtfuchs“ von Grim104.
Nächtliche Begegnung
Mit mit diesem tollen Song tritt der „Stadtfuchs“ in direkte Konkurrenz mit einem anderen Tier, das gerade das Berliner Sommerloch und ganz eventuell auch die Wälder des südlichen Stadtteils Kleinmachnow bevölkert: dort soll angeblich eine entlaufende Löwin unterwegs sein. Aber da soll lieber die Lokalpresse drüber berichten. Grim104s Stadtfuchs ist für ihn eine Art nächtlicher Seelenverwandter. Er – also Grim, nicht der Fuchs – rappt: „Hinter der Tür meiner Wohnung ist kein Zuhause / seit diesem Jahr sind das nur Räume / Falle besoffen ins Bett und hoffe, dass ich nicht träume!“
Grim104 sitzt dabei verloren in der Nacht, hat mal wieder den Bus verpasst, trifft den „Stadtfuchs“, schaut ihn an und grüßt: „Hallo Stadtfuchs, dein Fell grau / Nachts so blau, wie ich auch / Hab‘ nur Trash in meinem Bauch / Weit weg vom Bau, sitz unterm Baum / Hab den Bus verpasst / Komm zu mir, erzähl mir was.“ Die Musik dazu – produziert von Silkersoft und nvie motho – schafft es technoiden Drive mit einer melancholischen Wärme zusammenzubringen, die wie dafür gemacht ist, sie zwischen 3 und 5 Uhr zu hören.
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