„Hate Über Alles“ von Kreator regt genau die richtigen Menschen auf
Allzu oft wird ja bei uns nicht über Metal geschrieben, aber bei Kreator machen wir nur zu gerne eine Ausnahme. Nicht nur, weil diverse Podcast-Moderatoren bei uns gut mit Bandleader Miland „Mille“ Petrozza können und manchmal gar die Bühne mit ihm teilen, sondern auch weil Kreator immer schon stabile Genossen waren. Sympathisch, politisch, musikalisch kompromisslos und einfach seit Mitte der 80er dabei. Nun haben sie ein neues Album angekündigt: „Hate Über Alles“ erscheint am 3. Juni und ist der Nachfolger des vor fünf Jahren veröffentlichten „Gods Of Violence“. Den Titelsong gibt es schon jetzt – inklusive eines wuchtigen Videos, das ein paar rechtskonservative Typen auf die Palme bringt.
Der Titel „Hate Über Alles“ ist eine Referenz an den Klassiker „California Über Alles“ von den Dead Kennedys. Im Kreator-Song heißt es sehr treffend: „Hate über Alles / Hate is the virus of this world.“ Das düstere Video dazu schneidet einen wilden Kreator-Moshpit gegen Aufnahmen einer eskalierenden Demonstration, bei der Polizist:innen und Demonstrant:innen aufeinander losgehen. Am Ende vermischen sich die Schauplätze: Ein Scharfschütze der Polizei zielt auf den Kreator-Frontmann, während die Fans einen Polizeiwagen zerlegen.
Genau diese Szene nahm die rechtskonservative (mit Betonung auf der ersten Silbe) Zeitung „Junge Freiheit“ am Freitag zum Anlass, einen „Kommentar“ namens „Kreator: Geschmacklosigkeit über alles“ zu schreiben, den wir hier natürlich nicht verlinken. Der wirklich ziemlich behämmerte und natürlich populistische Vorwurf: Kreator hätten dieses Video bewusst an jenem Tag veröffentlicht, an dem in ganz Deutschland Polizist:innen eine Schweigeminute für zwei in Kusel erschossene Kolleginnen einlegten. Die jungen Polizist:innen starben augenscheinlich, weil sie zwei deutsche, wildernde Jäger kontrollieren wollten und diese das Feuer eröffneten.
Der Vorwurf gegenüber Kreator ist natürlich Bullshit, weil die Release-Pläne schon vor den Morden in Kusel standen und das Video eben kein direkter Aufruf zur Gewalt ist, aber das weiß die Junge Freiheit sicher selbst. Mit dieser Art der – freundlich formuliert – angespitzten Berichterstattung zeigt das rechtskonservative Blatt eigentlich ganz gut, was Kreator mit ihrem Song ausdrücken wollen. Mille selbst sagt nämlich über den Song: „Die Leute schreien sich nur noch an und gehen sich direkt an die Gurgel.“ Deshalb habe er diesen Song schreiben wollen. Befeuert wird diese Schreierei natürlich von populistischer Berichterstattung, die klare Feindbilder liefert, wo es gar keine gibt.
Deshalb kann man ruhigen Gewissens feststellen: Wenn Kreator mit „Hate Über Alles“ die rechtsdrehende Redaktionen triggern, haben sie alles richtig gemacht. Und abschließend sei noch einmal erinnert, dass die deutlichste Gewalt gegen die Polizei gerade nicht von links kommt, sondern aus den von landesbekannten Nazis unterwanderten „Spaziergängen“ und dem Umfeld der Querdenker. Über beide Gruppen wird in den Artikeln der „Jungen Freiheit“ übrigens oft seeeeeehhhhhhhr verständnisvoll geschrieben …
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