„I Am Poppy“: Der Metal-Guide für Einsteiger:innen
Zwar haben weder Poppy noch Spiritbox den Grammy für die beste Metal-Performance 2025 gewonnen, dennoch sind sie in Metal-Kreisen das Gesprächsthema Nummer eins, wenn es um die diesjährige Preisverleihung geht – viel mehr als die eigentlichen Gewinner Gojira. Warum? Nun, das ist dieser uninformierten Interviewerin zu verdanken, die aus Spiritbox-Sängerin Courtney LaPlante mal eben Poppy machte – und Courtneys grandioser Reaktion inklusive bombastic side-eye:
Während sich diese Verwechslung zum Running Gag auf Social Media entwickelt hat und „I am Poppy“ sich als einer der ikonischsten Sätze des Jahres manifestiert, stellt sich die Frage: Wer ist denn nun eigentlich Poppy? Hier gibt’s ein paar Antworten darauf, die zeigen, dass die Künstlerin eine der spannendsten Stimmen im modernen Metal ist:
Play Destroy / X (2018)
Nach dem Bubblegum-Electropop ihres Debütalbums „Poppy.Computer“, der ganz im Zeichen ihrer androiden YouTube-Performance-Art-Persona stand, experimentierte Poppy auf ihrem zweiten Album „Am I A Girl“ erstmals mit Metal- und Industrial-Einflüssen. Die letzten beiden Songs „Play Destroy“ (mit Grimes) und „X“ ballern wie eine Konfettikanone unterschiedlicher Sounds und Stile und zeigen, dass Poppy ungeachtet aller Genregrenzen das macht, worauf sie Bock hat.
I Disagree (2020)
Ihr drittes Album „I Disagree“ ist nicht nur ihr bis dato größer Charterfolg, sondern auch das Album, das Poppy in den Metal-Kosmos katapultierte. Zwischen Hyperpop und Breakdowns, Kawaii-Lyrics und dramatischen Gitarrensoli, dröhnenden Industrial-Beats und catchy Hooks entwickelte sich die Musikerin zum eklektischen Enigma, das gleichermaßen irritiert und fasziniert. Für den Banger „Bloodmoney“ gab es sogar eine Grammy-Nominierung.
Suffocate (2024)
Ihre Collab mit den Metalcore-Superstars Knocked Loose war wohl der größte Power Move in der Karriere von Poppy: erst auf TikTok viral gegangen, dann für einen Grammy nominiert und nebenbei noch als härtester Live-Act aller Zeiten bei Jimmy Kimmel im US-Live-Fernsehen geschockt. Wer nach „Suffocate“ noch Zweifel an ihren Skills als Metal-Sängerin hat, dem:der kann auch nicht mehr geholfen werden.
Negative Spaces (2024)
Nach den Shoegaze- und Grunge-Vibes von „Flux“ und den Dancefloor-Hits von „Zig“ bringt Poppy ihren Post-Genre-Approach auf ihrem aktuellen Album zurück ins Reich von Metal und Metalcore. Reich an Synth-Pop- und Industrial-Elementen, ist „Negative Spaces“ das schlüssigste Poppy-Album, das beweist, dass sie nicht auf Gimmicks oder ihre Kunstfigur angewiesen ist. Nebenbei bemerkt, kann sie damit locker mit gehypten Bands wie Bring Me The Horizon mithalten (deren Ex-Mitglied Jordan Fish ist zufällig auch der Produzent des Albums).
Ach ja, und das hier ist explizit nicht Poppy, aber auch sehr gut:
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:
Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.

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