Ikonische Collabs und Pseudo-Soundtracks: Die besten neuen Metal-Releases
Sumac & Moor Mother – The Film
Hier kommt zusammen, was zusammen gehört: Sumac und Moor Mother leben auf „The Film“ ihre gemeinsame Leidenschaft für Abstraktion und Improvisation aus – immer mit mindestens dem kleinen Zeh im Jazz, aber auch und vor allem über Genre-Grenzen (in diesem Fall Doom Metal und Spoken Word) hinweg. Sumac liefern eine Kulisse aus Distortion und Klangtexturen, die sich immer wieder aufbäumt und selbst dekonstruiert; durch die Trümmer klettert Moor Mother, ihre Beschwörungen mal rast- und atemlos ausstoßend, mal eindringlich wiederholend – „THEY. DON’T. BELIEVE.“
Dem Titel „The Film“ folgend, gliedert sich das Album in verschiedene szenische Dissektionen unserer Realität. Es geht um Rassismus, es geht um Unterdrückung, um Kriegstreiberei. Was für ein Film ist das, in dem wir hier leben? Thriller? Drama? Satire? Und wie gehen wir damit um? Sumac und Moor Mother treiben uns von meditativer, minimalistischer Ruhe in spannungsgeladene Zustände der Unruhe, liefern dabei aber etwas, das uns unser Alltag meist verwehrt: eine Art der Katharsis.
Big|Brave – OST
Mit „OST“ erscheint so etwas wie ein Geschwisteralbum im Geiste zu „The Film“, denn die Parallelen sind unverkennbar – allen voran Improvisation und die Nähe zum Kino. Big|Braves drittes Album innerhalb von drei Jahren bricht mit allen Traditionen: Konzipiert als Soundtrack für einen Film, der noch nicht existiert, entstand „OST“ komplett im Studio – ohne vorab geschriebene Songs. Das Trio baute die einzelnen Tracks auf der Basis von Improvisationen auf und verzichtete dabei größtenteils auf seine Standard-Instrumentation.
Hier gibt’s kaum Gitarre, keine Drums und abstrakte Vocals, die sich fast unmerklich mit den Soundscapes vermengen. „OST“ wird dominiert von Synths und den Klängen eines selbstgebauten Instruments mit Klaviersaiten, das von der Band schlicht „The Instrument“ genannt wird. Wer nach traditionellen heavy Songs sucht, wird hier enttäuscht; als düster-atmosphärischer, irgendwie gespenstischer Score lädt das Album jedoch dazu ein, sich auf eine Reise in neue Fantasiewelten zu begeben.
Health x Chelsea Wolfe – Mean
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis diese Collab passieren würde – nun verursacht sie aber doch ein bisschen Schnappatmung. Nachdem Health von Bad Omens über Poppy bis Nine Inch Nails mit fast jedem Artist unter der Sonne zusammengearbeitet haben, entführen sie nun Chelsea Wolfe in ihre Cyberpunk-Welt. Die hatte zuletzt durch das Projekt Bloodmoon und die Remix-EP „Undone“ (mit u.a. Boy Harsher und Full Of Hell) selbst vermehrt an Collabs gearbeitet. Die gemeinsame Single „Mean“ ist genau die Art ätherisch-sinnlicher Industrial-Goth, den man sich von dieser Kombi erträumt hat. Bitte Album, danke!
Pupil Slicer – Heather/Black Scrawl
„This is Trans Inclusive Radical Hatred“, erklärt Pupil-Slicer-Sänger:in Kate in einem Statement – und mehr muss man zum neuen Song-Doppel „Heather“/„Black Scrawl“ kaum wissen. Das erste neue Material der britischen Mathcore-Band seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Blossom“ 2023 ist deutlich persönlicher und damit politischer als je zuvor. Es geht um das Leben als nicht-binäre Person in einer Gesellschaft, die marginalisierte Identitäten politisiert und dämonisiert – und die Folgen, die das auf ganz persönlicher, internalisierter Ebene hat. Queer rage at its finest.
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:

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