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In „Geld machen jung“ lässt sich Shindy Botox spritzen für den Glow

Posted in: News
Tagged: Shindy

Lange stand die Veröffentlichung des fünften Langspielers von Shindy unter keinem guten Stern. Aufgrund vertraglicher und gesundheitlicher Herausforderungen musste er das Release und die daran anknüpfende Tour mehrfach verschieben und eingeschnappte Fans wetterten in den sozialen Medien gegen den Ausnahme-Rapper mit der turbulenten Karriere. Mit seiner neuen Single „Geld machen jung“ sollte er die ausgerissenen Shindy-Fanschafe allerdings in den sprichwörtlichen Stall getrieben haben, denn der Song ist Ignoranz par excellence auf allen möglichen Ebenen. 

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Widmen wir uns doch erstmal dem Inhalt. Wie der Titel verrät, geht es um Para, Scheine, Moneten, Mäuse, Money, Pinunsen – also darum, Geld zu machen und es in teuren Kram zu investieren. Shindy propagiert den bigger-than-life Lebensstil in dem er allerlei Luxusprodukte in feine Reime gießt: Jahrgangsflaschen des französischen Champagner Traditionshauses Krug gehen auf Auktionen für fünfstellige Beträge über den sprichwörtlichen Tresen, Shindys Babymama trägt nur SKIMS by Kim Kardashian – außer Papi Pap verwöhnt sie mit Coco Beach oder wahlweise Neige von Chanel. Passend dazu ist die Tasche ebenfalls französisch, Hermés-Croco-Bags gehen übrigens für 200.000 gebraucht. Über den Preis der bunten Everose Rolex, die unverschämt gut zum „In Meiner Blüte“-Theme des neuen Albums passt, möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst reden. 

Junge, das sind Statements

Doch damit ist die Ignoranz und der Überfluss noch nicht genug ausgeschmückt: Um seinen Peter Pan-„Man wird nicht älter in Neverland“-Statements gerecht zu werden, ist sich Shindy auch nicht zu schade, um sich mit Botox behandeln zu lassen. Dieser Drang nach langwährender Jugend und dem ewigen Kind-sein steckt ja nicht erst seit gestern in der Musik des Bietigheimers. Als ehemaliger Ersguterjunge-Rapper mit einem Street-angehauchten Image offen darüber zu rappen, dass er sich mit Botox künstlich verjüngt, bietet einerseits natürlich jede Menge Angriffsfläche für andere Rapper (die sicher alle gezeichnet von toxischer Männlichkeit zu „maskulin“ und „cool“ für so einen Eingriff wären).

In letzter Konsequenz eifert Shindy damit allerdings einem Trend für Männer nach, der schon längst in Übersee angekommen ist und hierzulande noch lange kein Fuß gefasst hat. Selbstverständlich muss man von diesem perversen Schönheitsideal und der grotesken Darstellung des eigenen Reichtums nichts halten, unterhaltsam ist das ganze jedoch allemal, besonders wenn sich Shindy im dazugehörigen Video tatsächlich auf dem OP-Tisch befindet und gerade den Wirkstoff Botulinumtoxin A in die Stirn gespritzt bekommt – Junge, das sind Statements.

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Der Typ brennt für Hiphop

Luxusgüter und Leben im Übermaß hin oder her, als Raphead kommt man bei „Geld machen jung“ auf jeden Fall auf seine Kosten. Shindy zitiert und referenziert nämlich was das Zeug hält. Schon die erste Line könnte ein passendes Zitat aus „The Motto“ von Drake sein, der seines Zeichens mit ebenjener Line eine Referenz an Jay-Z gebracht hat. Apropos Jay-Z: Dass Shindy Wasser and Wale verkaufen kann kommt ebenfalls aus einem Song von Jay-Z, nämlich aus „U don’t know“ aus dem Klassiker-Album „The Blueprint“. Außerdem spielt Shindy geschickt mit dem Titel des weltbekannten Jagged Edge Hits „Let’s Get Married“ und dem Namen des Labels der Gruppe, So So Def Recordings. Man merkt, auch wenn die Delivery von Shindy ungezwungen, gelangweilt und/oder emotionsarm klingt, der Typ brennt für Hiphop und liebt die Kultur in all ihren Facetten.

Stichwort Facetten: Noch bevor die monotone und eingängige Hook einsetzt, schmettert einem das mindestens genau so monotone Beat-Gerüst, gebaut von Starproduzent OZ und Nik D, ins Ohr. Wie so oft bei Shindy trügt allerdings der „dahin gerotzte“ Schein, denn mit der ein und aussetzenden Cowbell und dem gelegentlichen Sirenen-Sound (den Kanye West übrigens vor Jahren schon in „Freestyle 4“ vollkommen ausgereizt hat) werden kleine aber feine Akzente gesetzt, die der wabernden Bassspur Form gibt. Der Trick ist wohl, etwas Anspruchsvolles mühelos erscheinen zu lassen. 

Alles in allem beweist Shindy, dass er nach wie vor weiß wie man die Massen schockt und die Hiphop-Szene polarisiert. In den Kommentarspalten streiten sich User über das Botox-Happening und man kann sicher sein, dass diverse Twitch-Rapper sich darüber auslassen werden, dass Shindy etwas gemacht hat, das aus der Perspektive der breiten Masse für sogenannte „Männer“ in Deutschland verpönt ist. Es grenzt an wahnwitzigen Mut, so die bisher holprige Promophase in den nächsten Gang zu bringen, aber vielleicht ist es dieser Wahnwitz und diese Weltfremdheit, die Shindy einmal wieder zum Talk of the town machen könnte.

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