Jake Bugg im Interview: „Ich finde es sehr wichtig, in der Musik Verletzlichkeit zu zeigen.“
Dein neues Album heißt „Saturday Night, Sunday Morning”. Was ist denn deiner Meinung nach die bessere Zeit?
Ich bin ein riesen Fan von Samstagnacht, aber ich mag definitiv auch einen netten, entspannten Sonntag.
Alle reden von dem Neustart in deiner Karriere, den dein neues Album darstellt. Empfindest du das auch so?
Ja, absolut. Es fühlt sich wie ein neuer Sound an. Ich habe mit vielen, verschiedenen Leuten zusammengearbeitet und habe ein neues Label. Dadurch fühlt sich alles neu und frisch an. Das sind viele gute Gefühle momentan.
Du sagst, du hattest bei der Produktion den größten Spaß, den du jemals bei einem Album hattest. Was meinst du damit?
Der Prozess hat einfach Spaß gemacht. Ich habe mit großartigen Leuten in großartigen Studios zusammengearbeitet. Ich hatte einfach einen „open mind“ während ich das Album gemacht habe und es gab keinen Punkt, an dem es sich wie Arbeit angefühlt hat.
Du probierst ja gerne neue Musikrichtungen aus und bleibst nicht wirklich bei einem Genre. „Kiss like the sun“ versprüht Country Vibes, „Lost“ ist sehr elektronisch, ansonsten ist viel Pop dabei. Wie findest du den richtigen Sound zu einem Song?
Wenn ich ehrlich bin: Ich bin einfach ein riesen Fan des Songwritings. Bei einem guten Lied denke ich nicht lange über den Stil und das Genre nach. Ich versuche einfach, den am besten zu einem Song passenden Sound zu finden. Manchmal ist es dann eben ein Countrysong, aber manchmal entwickelt es sich auch in eine ganz andere Richtung, zum Reggae oder Pop.
„All I need“ ist der erste Song auf dem Album, ein sehr positives Lied, das ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit erzeugt. Danach kommen aber viele, die nicht ganz so positiv sind. Warum hast dich für genau diese Reihenfolge entschieden?
Ich denke die Reihenfolge ist sehr wichtig, weil ich durch Kontraste ein Gleichgewicht für die Hörer:innen erzeugen will. Also sind manche Songs eher positiv, andere wiederum Balladen. Es soll sich anhören wie eine Sammlung an Songs, die gut zusammenarbeiten. Außerdem wollte ich ein Album, das überwiegend positiv und glücklich ist und ganz viel Energie ausstrahlt.
Jake Bugg – Lost
Der Song „Lost“ fängt eine Stimmung des Verloren-Seins ein, die wir alle in letzter Zeit aufgrund der Pandemie mehr oder weniger hatten. Das Musikvideo zu dem Song ist ganz anders als deine bisherigen, du wählst den Weltraum als Symbol für dieses „Lost“-Gefühl. Wie kam es zu dieser Idee?
Das Video zu „Lost“ war eine sehr interessante Erfahrung für mich, sowas habe ich noch nie vorher gemacht. Aber die Regisseur:innen sind wirklich gut und haben in der Vergangenheit schon viele Videos für mich gemacht. Sie hatten dann die Idee ins Weltall zu fliegen, was für mich sehr schwierig vorstellbar war. Es war eine wirklich seltsame Erfahrung, aber ich bin mehr als glücklich mit dem Ergebnis, das hätte ich so nicht erwartet. War lustig.
„Maybe It´s Today“ ist ein sehr emotionales Lied über das Verliebtsein, aber dies der entsprechenden Person nicht sagen zu können und hat nochmal einen ganz anderen Sound als der Rest auf dem Album. Was ist die Story hinter diesem Lied?
Ich habe den Song gemeinsam mit Steve Mac geschrieben, der ein großer Produzent in den UK ist. Wir wollten einen Sound der späten 60er kreieren, wie die alten Sachen von The Strings. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich als der Song fertig war, er würde nicht ins Album passen, sondern zu sehr herausstechen. Aber als alles fertig war, hab ich angefangen den Song mehr und mehr zu mögen und bin jetzt doch sehr glücklich damit.
Jake Bugg – Maybe It’s Today
Generell handeln viele deiner Songs um die „nicht perfekte“ Liebe. „Kiss Like the Sun“ geht um zu wenig Emotion, „About Last Night“ um Eifersucht, „Scene“ um das Verlassen werden: War es ein Ziel von dir alle Facetten von Liebe abzubilden?
Ich finde auf jeden Fall, dass es sehr wichtig ist. Wir wachsen auf, sehen uns Liebesfilme an und bekommen eine vollkommen falsche Auffassung von Liebe. Aber die Wahrheit ist: Niemand ist perfekt. Ich finde es sehr wichtig in der Musik ehrlich zu sein und auch Verletzlichkeit zu zeigen. Die Menschen können sich da besser reinversetzen.
Was für einen Tipp würdest du dann einem:r unglücklich verliebten Hörer:in geben?
Wenn du unglücklich verliebt bist, dann lass es.
Vielen sagen das dein Sound reifer und poppiger geworden ist. Du bist jetzt über 10 Jahre im Musik Business – wie hat sich dein Sound verändert?
Ich habe versucht neue Stile in die Musik zu integrieren, die ich schon immer gemacht habe. Es sind mehr Pop und auch Rockelemente dabei und ich habe versucht einen moderneren Sound anzunehmen. Aber trotzdem bleibe ich mir selbst musikalisch treu. Mir ist wichtig, meine eigene DNA in der Musik zu erhalten und einfach etwas zu kreieren, das so klingt wie ich, nur ein bisschen moderner.
Dein Song „Hold tight“ handelt von Vergänglichkeit und der Frage, wie sich die Welt an einen erinnern wird, daher: Wie sollen sich deine Hörer:innen an dich und „Saturday Night, Sunday Morning“ erinnern?
Ach, ich mache mir nicht so viele Sorgen, wie sich an mich erinnert wird. Die Hörer:innen sollen sich lieber an meine Songs erinnern und daran, dass die Musik sie erfreut und ihnen helfen kann, noch viele Jahre lang. Ja, sie sollen sich an meine Songs erinnern.
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