Jaschu erzählt moderne Märchen auf elektronischen Beats
„Das fühlt sich an wie ein Märchen und wir sind mittendrin“, singt jaschu in seiner vorletzten Single „4 Uhr“ und eigentlich beschreibt das ziemlich perfekt, wie sich die Musik des 26-jährigen Hamburgers anfühlt. Jannis Schulte alias jaschu mausert sich mit seiner Musik zwischen Pop, Indie und Electronica gerade zu einem der spannendsten deutschen Newcomer. Mit seinen Songs „Schwerelos“ und „4 Uhr“ machte er im letzten Jahr ein größeres Publikum auf sich aufmerksam, das jetzt gespannt wartet, wie es bei Jaschu 2025 weitergeht.
Es war einmal…
Doch wie jedes gute Märchen, fangen wir erstmal ganz vorne an, nämlich mit den ersten Schritten seiner musikalischen Laufbahn. Jannis ist nämlich tatsächlich noch ein Kind, als er den Entschluss fasst, Musiker zu werden. Im Fernsehen läuft „Little Amadeus“ auf Kika – die Geschichte über den jungen Mozart, der mit seiner Musik anderen Menschen hilft, begeistert Jannis so sehr, dass er auch Musik machen will. Als ein Freund in der Sportumkleide „Haus am See“ von Peter Fox rappt und singt verschärft sich die Idee. Jannis kauft sich „Stadtaffe“ von Peter Fox und nutzt das Album, um sich selber das Singen bei zu bringen.
Der Geschichtenerzähler
Gemeinsam mit seinem damaligen Vorbild Peter Fox, hat Jaschu sein Talent Geschichten zu erzählen. In seinen Songs zieht er sein Publikum in seine Welt, erzählt vom Walzertanzen mit einer alten Bekannten in den ersten Morgenstunden vor einem Kiosk oder davon wie sich Hamburg plötzlich anfühlt als wäre es Paris. Sehr persönliche, aber zugleich universelle Themen wie Liebe, Verlorenheit und Trauer prägen diese Geschichten. Seine bildliche Sprache macht es einfach, sich ganz in seiner Musik fallen zu lassen, fast als würde man Jaschu über die Schulter schauen, während er durch die Welt geht. Wie in „Schwerelos“: „Mein Kopf liegt gerade an der U-Bahnscheibe / Der lila-grüne Himmel er berührt mich gerade und irgendwie, macht er aus dieser Stadt Paris.“
Hinzu kommt Jannis Stimme, die sich je nachdem wie er es will, verbiegt und verstellt: so klingt er mal kratzig und tief, mal hoch und sanft. Auch diese Varianz an Betonungen macht seine Songs so erzählerisch. In „4 Uhr“ begibt sich seine Stimme zu Beginn in ungeahnte Höhen, wird wieder ruhiger und schwingt sich zum Schluss begleitet von flirrenden Arpeggios zu einem feierlichen Finale empor: „Vier Uhr morgens / Du zeigst mir, wie Waltzer tanzen geht / Die ersten Leute gehen zur Arbeit / Und wir schweben hier im Regen“.
Vom Singer-Songwriter zum Multitalent
Nachdem Jaschu das Singen für sich entdeckte, kommt irgendwann das Produzieren hinzu. Mit FL Studio bringt er sich selbst Produzieren bei und verwandelt sein Schlafzimmer in ein Tonstudio. Bis heute schreibt er in diesem DIY-Setting seine Songs, nimmt sie auf und mastert sie sogar selbst. Seine frühsten Songs, die im Internet zu finden sind, stammen von 2020. Auf Soundcloud findet man dabei Facetten von ihm, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wer sich durch Jaschus Synth-Pop, Trap-Songs und elektronischen Instrumentals dort forstet, versteht schnell, warum sich sein jetziger Sound so schwer in Kategorien einordnen lässt. Ein Geheimtipp aus seiner Souncloud-Diskografie ist sein Song „Ich bin gerne dein Sohn“. Von Vogelzwitschern eingerahmt, singt er mit ruhiger Stimme auf eine Klaviermelodie eine Liebeserklärung an ein Elternteil.
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Elektronische Elemente und chorale Passagen in seiner Songs erinnern dabei an Musiker:innen wie Sampha oder James Blake. Hinzu kommen analoge Gitarrenriffs oder Klaviermelodien, die nach Indie-Rock klingen. Gerade die Momente, in denen er mit diesen Elementen experimentiert und seine Songs in alle Richtungen ausschlagen, sind die spannendsten und der Grund, warum er sich vom gegenwärtigen Pop-Zeitgeist abheben kann. Seine neuste Single „Schnee von Morgen“ nutzt genau diese Elemente und schafft dabei ein anspruchsvolles Spagat zwischen NNDW, Electronica und Schlagerpop.
Und wie endet das Märchen?
Gerade ist Jaschu auf dem besten Weg seinen Traum, professioneller Musiker zu werden, zu erfüllen. Mit seinem musikalischen Gespür, dem Drang Genregrenzen zu überschreiten und seinem erzählerischen Talent bringt er zumindest schonmal starke Vorraussetzungen mit. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die passende EP oder gar ein Debütalbum, um Jaschus Märchen weiterzuerzählen.

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