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Kleine Bitte von SSIO: „Tut den Song in eure Playlist und macht viele TikToks“

Posted in: NewsMagazin
Tagged: SSIO

SSIO hat gerade einen Lauf. Mag die Pause nach dem letzten Album auch ein wenig lang gewesen sein, dauerte es nur ein paar Wochen, bis er wieder alle im Sack hatte. Oder, wie er vermutlich rappen würde: am Sack. Schon das geradezu cineastische Comebackvideo „Alles oder Nix“ war großes Kino und ging mal eben viral. „BWL“ war nicht minder erfolgreich, obwohl beide Videos und Songs an die Grenzen des guten Geschmacks pissen und uns beim Schauen immer wieder eine leise Stimme ins Ohr flüstert: „Darfst du diesen Humor eigentlich gut finden, du woker Nuttensohn.“

Zurück zum Kulturjournalistensprech …

Huch. Das scheint ansteckend zu sein. Also zurück zum Kulturjournalistensprech: Der Grund, warum SSIO bei uns und bei vielen anderen mit seinen Lines durchkommt, scheint jedenfalls in der Tatsache begründet zu liegen, dass er sich selbst nicht so ernst nimmt und sexistische Rap-Klischees und Flex-Lines zwar todernst vorträgt, sie aber so textet, dass man sich trotz aller Aufs-Maul-Energie einen berechtigen Ironieverdacht bewahren kann. Obwohl er selbst auf seinem neuen Track rappt: „SSIO, der Boss und keine Kunstfigur (Psst) / Sechzig Euro bei Eventim, komm auf die Tour.“

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Das Freibad als Politikum

Und dann wäre da noch die politische Note, die man auch nicht unterschlagen sollte und in Lines wie diesen findet: „Ich bin das Sprachrohr für Menschen mit starkem Dialekt“. Oder aber man findet sie im aktuellen Video zu programmatisch betitelten: „Tut den Song in eure Playlist und macht viele TikToks“. Darin gibt es zwar auch wieder sehr lustige und weirde Story-Elemente, die an sein TikTok-Game erinnern, aber die – nennen wir sie mal hochtrabend so – Rahmenhandlung führt uns in das Alptraumszenario eines jeden Bild-Plus-Abonnenten, AfD-Wählers, und Wutrentners (Überschneidungen möglich): SSIO und seine Gang entern ein Freibad, fühlen sich ganz wie zuhause und werden dabei von biodeutschen Grummelrentnern angegrantelt.

@ssio

Morgen neue Single

♬ Originalton – SSIO

Am Ende kommt ein BILD-Reporter und führt ein tendenziöses Interview mit rassistischen Untertönen, was die Regie dann auch noch mit einer geradezu schmerzhaften Unterzeile auf die Spitze treibt (Foto). Damit macht SSIO – ob er das vorhatte oder nicht – eine Arschbombe in den rechten Zeitgeist, der sich seit Jahren über die angeblich unhaltbaren Zustände in Kreuzberger Freibädern aufregt oder neuerdings feiert, dass ein Schweizer Freibad in der Nähe der französischen Grenze seit diesem Sommer nur noch Schweizer:innen reinlässt.

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