„Komm schon!“ – Gwen Dolyn und die Toyboys veröffentlichen Debüt-EP
Die Worte “Grunge, Punk and crazy high emotions” zieren die Spotify-Biografie der Post-Punk-Band Gwen Dolyn und die Toyboys, und spätestens deren neue Debüt-EP „Komm schon!“ beweist: Gefühlstechnisch ist drinnen, was draufsteht. „Komm schon!“ scheint hierbei nicht nur der Name des Werks zu sein, sondern auch das Motto, mit dem die Darmstädterin durchs Leben geht. Mit weniger Grunge-Einflüssen, dafür aber umso mehr Leidenschaft schmettert sie ihre feministischen Ansichten, Emotionen und Überzeugungen auf der EP hinaus in die Welt – und dass ohne Rücksicht auf Verluste. Genauso muss Post-Punk sein.
Verschiedene Facetten vereint
Vier Songs sind auf „Komm schon!“ vertreten und somit vier unterschiedliche Facetten, welche die Sängerin von sich zeigt und ihre Musik damit irgendwo zwischen Mia Morgan („Dr Murkes“), Blond („Hände, getrocknet“) und der sich gerade formierenden „Neuen Neuen Deutschen Welle“ („Why Not“) platziert.
Gwen Dolyn – Komm schon!
Den Start macht der nachdenkliche und gleichzeitig sehr direkte Track „Hände, getrocknet“. Er platzt förmlich mit einem Liebesgeständis heraus, dass viel zu lange im eigenen Kopf gefangen war. Mit „Trockene Hände, sind was für Anfänger, trockene Augen auch“ fängt der Song noch gemächlich an, durch die Blume sein Leid zu klagen, serviert der geliebten Person gegen Ende mit dem ständigen Wiederholen der Line „Ich will, dass du mich magst“ das Herz dann aber auf dem Silbertablett. Musikalisch experimentieren die Musiker:innen mit einem einfachen Klanggeflecht im Hintergrund, ergänzen dieses dann mit Synthies und Gitarren gegen Ende stimmig. Der zweite Song, „Why Not“, bildet nicht nur eine Ausnahme, weil er der einzig englischsprachige ist. Vielmehr gehen Gwen Dolyn und die Toyboys in dem Track weg vom rotzigen Post-Punk und konzentrieren sich mehr auf die frühen Indie-Klänge der 80er Jahre.
Gwen Dolyn & Toyboys – Dr. Murkes
Genre-Mix mit Post-Punk-Wurzeln
„Dr Murkes“ kommt dann mit einem liebevollen Heile-Welt Sound und dazu passendem Musikvideo daher. Der Track plätschert nur so vor sich hin und zeigt stellenweise Elemente des „Neoschlager“ auf, wie ihn Drangsal und Mia Morgan in Deutschland längst etabliert haben. Im Video ist einiges los: Von fröhlichen Moped-Touren bis hin zu Vampir-Bissattacken ist alles dabei. Den Schluss macht dann der Song „Girlscout“, der ruhigste der vier, zumindest bis er in der Mitte untermalt von intensiven Gitarrenriffs laut aufgeht. Der Track handelt von Liebeskummer, dem Gefühlschaos, wenn man der Person trotz Trennung ständig über den Weg läuft: „Ich foltere mich damit, dich anzusehen (…) und das ich dich nicht berühren darf tut weh“.
Zusammengefasst sind Gwen Dolyn und die Toyboys für alle Fans deutschsprachiger Grunge und Post-Punk-Musik die genau richtigen Adresse. Denn die Sängerin haut ihre Emotionen und Gedanken so ungefiltert und roh in die Welt hinaus, dass man gar nicht anders kann, als sich für die immense Authentizität und Originalität der Truppe zu begeistern.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: Nina Chuba – Auf Touren.
Außerdem im Heft: Interviews mit Blumengarten, Apsilon, Symba, Levin Liam, Olivia Dean, Zartmann und Ennio. Die Geschichte der „She-Punks“, Animes und J-Pop, der erste DIFFI-Comic uvm.