Mit ”Ganz Wien ist clean” reflektiert Liener den gesellschaftlichen Wandel seiner Heimatstadt
Erst vor Kurzem erregte der Wiener Künstler Liener mit seinem Streaming-Konzert aus dem ORF Radiokulturhaus und seiner Elektro-Art-Pop Musik einiges an Aufmerksamkeit und Begeisterung. Nun veröffentlicht er seine dritte Single ”Ganz Wien ist clean”, welche sich augenzwinkernd mit dem gesellschaftlichen Wandel seiner Heimat auseinandersetzt. Auch wenn die Stadt Wien heute verantwortungsvoller im Bezug auf Drogen agiert, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass im Wien der wilden achtziger Jahre durchaus viele Substanzen eine Rolle gespielt haben.
Ganz so einfach sind die Dinge in Sachen Kunst aber nicht: Sie muss, um zum treffenden Zeitkommentar zu werden, vielschichtig agieren, Bedeutungen in Frage stellen – und süffig muss sie auch sein. Diesen Drahtseilakt der künstlerischen Undurchschaubarkeit vollzieht Matthias Liener scheinbar mühelos.
Explizit zieht der Ex-Sängerknabe in „Ganz Wien ist clean“ alle Register seines instrumentalen Erfindungsreichtums und seiner vokalen Herrschaft, und formt damit eine augenzwinkernde, kraftvoll eigensinnige Hommage an seine Heimatstadt – und Berlin kriegt in einigen Zeilen auch sein Fett ab, natürlich!
Ein schräges und unterhaltsames Musikvideo
Das dazugehörige Video besticht vor allem durch die eindrucksvolle Erscheinung Lieners, der mit Halbglatze und Kayal in Unterhose eine unterhaltsam exzentrische Performance darbietet. Das Setting ist in Retro-Optik gehalten und lässt viel Raum für Interpretation, während auf das visuelle Leitmotiv wohl am besten die Adjektive ”grell”, ”schräg” und ”neon” passen.
Mit seiner sechsköpfigen Band, die neben dem musikalischen Gravitationsmittelpunkt hinaus als Lebensart-Kollektiv und Humorabschussrampe fungiert, stellt Leader Liener einige der kreativsten und stylistisch-verrücktesten Musiker der jungen Wiener Szene dar. Musikvideo-Profi Johannes Dürhammer setzt dieses Männerpaket wie schon bei „Rosen und Mohn“ (starring: Ex- Falco-Partnerin Caroline Perron) und „Zuckerherzerl“ (gedreht im Atelier des Wiener Malers Franz Zadrazil) wieder unvergleichlich liebevoll und que(e)rgebürstet in Szene.

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