Neue EP „Blindsided“: Sharktank sind erwachsen geworden
Anfang des Jahres hat die österreichische Band Sharktank musikalisch und Stil-technisch einmal den Reset-Knopf gedrückt. Der knallige bunte Look wurde zuallererst auf den Social-Media-Plattformen gelöscht und nach und nach gegen kryptische, düstere Posts in analogem Y2K-Look ausgetauscht.
Mit Veröffentlichung der Vorab-Single „Boogieman“ folgte dann auch eine musikalische Neuausrichtung. „Boogieman“ kommt Mitte Januar mit einem elektronischeren Sound als bisher gewohnt. In seiner dreiminütigen Spielzeit macht der Track eine Reise vom spacigen Einstieg über die flatternde Hook bis hin zum shoutigen Rap-Part, der in keinem Sharktank-Song fehlen darf und hier ein bisschen an die Young Fathers erinnert.
Musikalischer Wendepunkt
„Für uns ist es wie ein künstlerischer Wendepunkt und ein Experiment, bei dem wir alles, was für uns als Band funktioniert hat, komplett aus unserem kreativen Prozess entfernt haben. Wir wollten mit unserer Kunst ungefiltert sein und uns von unseren selbst auferlegten Idealen und dem, was von uns nach unseren vorherigen zwei Alben erwartet wurde, distanzieren“, so das Statement von Sharktank via Instagram.
Dieses Vorhaben zieht sich auch durch die übrigen drei Songs von „Blindsided“. Das Werk beschäftigt sich mit der oft überfordernden Realität des Lebens und der damit einhergehenden, nie abbrechenden Informationsflut, die das Dasein in der Social Media-Ära mit sich bringt.
Der titelgebende Song „Blindsided“ dreht sich passend dazu um das Gefühl, blind und taub durchs eigene Leben zu wandeln, das sich gar nicht so wirklich lebendig anfühlt. Die sonst gewohnten, organischen Gitarren bleiben auch für diesen Track weggesperrt, stattdessen übernehmen dröhnender Garagen-Punk und effektierte Hyperpop-Vocals den Sound.
Live-Energie im EP-Format
Der Ausschlag für den Wandel habe der Song „Mud“ gegeben. Der erste, den Sharktank nach ihrem zweiten Album „Acting Funny“ geschrieben haben, wie sie auf Social Media verraten. „Während der Aufnahmesession war uns klar, dass es ganz anders klingen würde als alles, woran wir zuvor gearbeitet hatten. Wir wollten die Energie einfangen, die wir haben, wenn wir live spielen.“
Das ist mit „Blindsided“ schonmal definitiv gelungen. Bleibt nur noch abzuwarten, wie der konzentrierte Live-Sound auch auf der tatsächlichen Konzert-Bühne klingt – da dürfte die aktuelle Tour zur EP aber überzeugen.
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