$oho Bani entführt uns mit „Napoleon“ in die 80s
Es ist inzwischen nichts neues, dass $oho Bani im Studio gerne mit den verschiedensten Genres experimentiert. Spätestens seit seinem letzten Album „Kids aus dem Versteck“ sollte man wissen, dass die Versuche des verrückten Dr. Bani auch bestens gelingen. So wird in der musikalischen Welt von $oho Bani beispielsweise aus Baile- bzw. Rio-Funk ganz schnell „Berlin Funk“. Der Rapper aus Berlin-Wedding nimmt keinen Sound und kopiert ihn, er eignet sich die Rhythmik oder ausschlaggebende Komponente und manipuliert den Sound nach seinem Geschmack, bis etwas unverkennbar Neues daraus entsteht.
Ziemlich genau so dürfte auch sein jüngster Song „Napoleon“ entstanden sein, denn vom ersten Ton der Drum hört man, dass der Track nichts mit dem bisherigen Katalog von $oho Bani zu tun hat. Ein Four-To-The-Floor-Beat, ein neon-getönter Synthie, der nochmal durch einen Arpeggiator gejagt wurde und die rotzfreche Gesangsstimme des Interpreten auf ein paar Spuren geladen und ZACK – fertig ist der Hit im Stil der 80er Jahre.
Nur Spott für Napoleon
Inhaltlich beschäftigt sich die neue Single mit dem Napoleon-Komplex. $oho Bani gießt seine Beobachtungen von einem Typen, der versucht sich mit seinem vermeintlich männlichem Verhalten wesentlich größer zu machen als er ist, in eingängige Zeilen, welche ebendiese Fassade schnell bröckeln lassen. Der Typ kann scheinbar weder Räume noch zwischen den Zeilen lesen, versteht keinen Spaß, macht Situationen für andere Leute unangenehm und trieft nur so vor Komplexen. Die einzige Möglichkeit, wie er sich stark fühlt? Natürlich nur auf zwei Gramm Kokain, weil er da seinen Mund endlich mal aufbekommt in der Öffentlichkeit. $oho Bani hält offensichtlich nicht sonderlich viel von diesem Gehabe, denn der Song klingt textlich fast wie ein Battletrack.
Und genau darin liegt der Stilbruch, den $oho Bani mal wieder hinbekommen hat wie kein zweiter. Statt einer 80s-Hymne über das Leben, das Feiern, das Tanzen oder die Liebe, setzt er sich mit einem Thema auseinander, das sich wesentlich schwerer in eingängige Musik verwandeln lässt. „Napoleon“ wiederum hört man die hinterlistige Catchyness sofort an. Spätestens wenn Bani das gesungene Wort „Bonaparte“ anstimmt, ist ein Ohrwurm der etwas anderen Sorte garantiert.
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