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Olli Schulz über Spotify: „… dann ist das keine Musikplattform mehr.“

Posted in: News
Tagged: Olli Schulz

Es gibt nichts Erbärmlicheres im Online-Journalismus, als abzutippen, was in Podcasts so erzählt wird. Das wissen wir. Deshalb vorab: DIFFUS ist jetzt nicht auf dem Niveau von TAG24 und focus.de angekommen. Wir werden uns kein Büro voller studentischer Hilfskräfte zulegen, die „Gemischtes Hack“, „Fest & Flauschig“ und andere Erfolgspodcasts transkribieren und daraus angespitzte Online-News machen.

In diesem besonderen Fall wollen wir aber dennoch einmal wiedergeben, was in der am Sonntag ausgestrahlten Folge von „Fest & Flauschig“, dem gemeinsamen Podcast von Jan Böhmermann und Olli Schulz, gesagt wurde. Die beiden mögen dafür bekannt sein, dass sie im Podcast schon mal zu vergessen scheinen, dass sie ein sehr großes Publikum haben. Einige ihrer Rants sorgen für inszenierte oder auch mal berechtige Empörung – obwohl man als Hörer:in meist am Sprechtempo und am Tonfall hören kann, wenn es mit den beiden durchgeht, und man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte.

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Musik als Lebenselixier

Aber gerade weil dem so ist, war es erstaunlich, wie Olli Schulz in einer sehr Rant-lastigen Folge nach gut einer Stunde und zwei Minuten das Tempo rausnimmt und mit ruhiger Stimme über ein Anliegen spricht, das vor allem seinen Podcast-Arbeitgeber betrifft. „Alles was ich gemacht habe, im Fernsehen und alles, was ich so tue, kommt von dieser Nummer ‚Auf der Bühne stehen, labern, Songs spielen, Gedanken austauschen, auch mal eine Rolle annehmen.‘ Das alles ist mein großes Lebenselixier.‘ Und wer diese Sendung kennt, weiß, dass Musik mir unfassbar viel bedeutet.“ Da hat er Recht: Die vor allem von Schulz regelmäßig befüllte Playlist zum Podcast, „Fidi & Bumsi“, zeugt von Geschmack und vom Wunsch, Newcomer:innen eine Plattform zu bieten. Mit über 300.000 Follower:innen ist sie inzwischen eine begehrte Plattform – und zwar eine, bei der man keine Platzierungen erkaufen kann.

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„Diese große Musikplattform wurde eine immer größere Podcastplattform.“

Dann kommt Olli Schulz zu seinem Punkt und seiner aus persönlicher Enttäuschung gespeisten Kritik: „Wir sind 2016 […]  beide zu Spotify gewechselt von Radio 1. Und das war hier, ist hier eine große Musikplattform. Und diese große Musikplattformen wurde eine immer größere Podcast-Plattform. Und es hieß am Anfang: ‚Ja die Künstler hier werden nicht so gut bezahlt, die Musik wird hier ein Pfennig-Beträgen bezahlt.‘ Aber, das war immer das Versprechen dieser großen Plattformen, dass die Künstler irgendwann, wenn dann hier genug Künstler sind, besseres Geld kriegen. Aber momentan sehe ich nicht dass hier irgendein Musiker besseres Geld kriegt. Was ich aber sehe, ist dass ganz viele Leute ganz viel Geld kriegen. Joe Rogan kriegt hundert 100 Millionen für seinen Vertrag von Spotify. Harry und Sally wollte ich schon sagen, Megan und Harry bekommen 20 Millionen für ihren Podcast. 280 Millionen zahlt Spotify dafür, dass die die Werbung für den FC Barcelona machen.  

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„… dann ist das keine Musikplattform mehr.“

Olli Schulz nimmt dabei Bezug auf diverse spektakuläre „Einkaufs“ und Sponsoring-Meldungen aus den letzten Monaten. Vor allem der Konflikt um Joe Rogan und einige seiner politisch zweifelhaften Gäste hatte in letzter Zeit für Diskussionen um Spotify geführt, befeuert durch Neil Youngs Entscheidung, seine Musik nicht mehr bei Spotify anzubieten, wenn man die exklusive Zusammenarbeit mit Rogan nicht beende – was nicht erfolgte.

Genau dieses Vorziehen des Podcast-Business stört Schulz nun, obwohl „Fest & Flauschig“ die erste Spotify-exklusive Podcast-Produktion der Welt war: „Es wird unfassbar viel Geld auf einer Musikplattform für alle möglichen Sachen ausgegeben, aber nicht für die Musiker. Und das beschäftigt mich schon lange. Und ich bin nicht nur einfach Moderator, sondern ich bin Musiker. Und das bin ich seit über 20 Jahren. Und ich liebe Musik über alles. Wenn ich aber auf einer Musikplattform arbeite, auf der es um alles andere geht außer für Musik, außer vielleicht für Adele und Rammstein und Künstler die hier eingekauft worden sind, auch für große Beträge …“

Hier verliert er kurz den Faden, um dann zu einem für Spotify alles andere als angenehme Fazit zu kommen: „Aber ich sehe, dass kleine Künstler – und ich zähle mich immer noch selber dazu … Wenn ich bei denen sehe, dass da nichts passiert in den letzten sechs Jahren, sondern alles andere gemacht wird mit dieser Plattform, dann ist das keine Musik Plattform mehr. Ja, und dann weiß ich in manchen Momenten nicht, ob ich hier richtig bin. Und dieser Gedanke, den muss ich einfach mal aussprechen. Ich weiß nicht ob ich wirklich das als Musiker … Ihr seht es ja selber: Es gibt kaum Musik-Podcasts hier bei Spotify, sondern wenn dann sind das Externe, die sich anbieten. Aber eigentlich heißt es doch: Lang lebe die Musik! Du hast die Möglichkeit hier auf dieser Plattform, fast  die gesamte Geschichte der Musik, dir mit ein, zwei Klicks anzuhören – und dafür wird zu wenig an die vielen Künstler bezahlt und zu wenig kleine Künstler kriegen dafür Geld. Und ich finde das ungerecht, und das macht mir sehr zu schaffen bei meiner Arbeit hier auch als Podcaster. Und das will ich hier einfach mal so stehen lassen.“

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Man darf (hoffentlich) davon ausgehen, dass diese Sätze bei Spotify gehört werden. Dabei muss man natürlich fairerweise sagen, dass die klägliche Vergütung der Künstler:innen nicht alleine in der „Schuld“ von Spotify liegt, und die Ursachen dafür durchaus komplexer ist, aber trotzdem trifft Schulz damit einen wichtigen Punkt: Der Podcast-Hype ist natürlich durchaus berechtigt und wir wären die letzten, die das kritisieren würden, aber trotzdem ist es schon erstaunlich und bedenklich, wie groß die Beträge sind, die vor allem für prominente Podcast-Hosts ausgegeben werden – Beträge, die auch durch eine gezielte Vermarktung unmöglich wieder eingespielt werden können. Und auch die Sache mit Musik-Podcasts stimmt: Zwar gibt es Perlen wie das Spotify Original „Black Girl Songbook“, aber an dieser Front wäre sicherlich noch viel mehr möglich.

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