Paula Hartmann: eine Single, zwei Akte
Mit „Fahr uns nach Hause“ veröffentlicht Paula Hartmann heute ihre dritte Single – oder besser gesagt ihre beiden neuen Singles, denn der Track ist in Part 1 und Part 2 gesplittet und erzählt die Geschichte einer durchzechten Nacht in zwei Akten.
Das verbindende Element zwischen den beiden Einzelparts ist natürlich die Storyline. Paula Hartmann singt in der Ich-Perspektive davon, wie sie mit einer Person im Dunkel der Nacht unterwegs auf dem Weg ins vertraute Zuhause ist. In welcher Verbindung sie zu ihrem Gegenüber steht, wird dabei nicht vollständig geklärt. Doch mit dem Motiv der langsam endenden Nacht greift Paula ein Thema auf, das auch schon in zuvor veröffentlichten Tracks der Musikerin große Bedeutung fand.
Was „Fahr uns nach Hause“ jedoch maßgeblich von Paulas bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet, ist der Hang zur Selbstzerstörung, den sie hier zeigt. Zwar offenbarte sich die Gefühlswelt der Newcomerin auch schon in „Nie Verliebt“ und „Truman Show Boot“ als eher weniger blumig, doch in ihrer neuen Single betritt Paula ein neues Level der Melancholie.
Das wird besonders im Refrain deutlich, in dem es heißt: „Fahr uns nach Hause / Du bist betrunkener als ich / Ich schließ die Augen / Und du fährst 100 ohne Licht / Alle Blitzer dieser Stadt / Macht Fotos falls es uns erwischt!“ Nicht unbedingt ein rosiger Blick, mit dem Paula in die Zukunft schaut. Gleichzeitig verkörpert sie damit aber diese gewissen „Scheiß-Egal-Haltung“, die überraschend gut zu ihrer Art und Weise zu singen und ihrer rauchigen Stimme passt.
Hinweis: An der Stelle sei natürlich gesagt, dass auch wenn Musiker:innen selbstzerstörerische Gedanken romantisieren, diese auf keinen Fall zur Nachahmung anstiften sollen.
Paula Hartmann – Fahr uns nach Hause
Auch wenn Paula inhaltlich den Bogen zwischen „Fahr uns nach Hause P1“ und „Fahr uns nach Hause P2“ spannt, unterscheiden sich die beiden Single-Snippets musikalisch doch sehr voneinander. Zwar gehen sie stimmungstechnisch nahtlos ineinander über, dennoch wirkt Part 2 im Vergleich zu Part 1 wesentlich sphärischer und mit seinem schleppenden Tempo fast wie eine Art Outro, das uns nach Paulas hypnotischer Art Geschichten zu erzählen, wieder in die Realität entlässt.
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