„Pose“: Layla verneigt sich vor der Ballroom-Szene
Strike a Pose – Wenn Laylas neuer Track ertönt, sind alle Augen und ganz besonders alle Ohren auf sie gerichtet, denn was die Rapperin uns heute serviert, ist ein musikalischer Leckerbissen der besonderen Art. „Pose“ heißt die neue Single und ist eine Verneigung vor der Ballroom-Szene der 80er-Jahre, vor Madonna und vor Vogue. Aber der Reihe nach.
Sei du selbst!
Die Ursprünge der Ballroom Kultur finden sich zwar schon viel früher, populär wird die Bewegung aber vor allem in 70er Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem. Afroamerikanische und lateinamerikanische LGBTQ-Personen, die zu dieser Zeit von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, schaffen mit der Ballroom-Szenen eine Community, in der sich verstoßene People of Color und Mitglieder der LGBTQ-Bewegung ohne Angst vor Diskriminierung und Zurückweisung ausleben können. Dabei werden sogenannte „Balls“ veranstaltet, bei denen die Teilnehmer:innen in Kategorien wie Tanz, Drag, Lip-syncing und Modellaufen in den Wettkampf gehen, um Preise, Trophäen und Ruhm zu gewinnen.
Layla – Pose
In dieser Zeit entstand auch das Voguing, ein Tanzstil, dessen Namen aufgrund seiner sehr expressiven und körperbetonten Art von dem Modemagazin Vogue abgeleitet ist. Und hier schließt sich der Kreis, denn nicht nur die Schriftart auf dem Artwork von Laylas neuer Single „Pose“ erinnert an das Cover einer Ausgabe der Vogue. Im Musikvideo zeigt die Rapperin gemeinsam mit vier weiteren talentierten Tänzer:innen auch, was man unter Voguing versteht.
Madonna – Vogue
Ach und was hat das jetzt alles mit Madonna zu tun? Im März 1990 veröffentlichte die Sängerin ihre Single „Vogue“, die ebenso eine Ode an das Voguing ist. Besonders funkelnde Elemente des House und glitzernde Synths, die prägend für die Musik der Ballroom-Szene waren, finden sich sowohl in Madonnas Track, aber vor allem auch bei „Pose“ wieder. Genauer gesagt beruht der Beat von Laylas neuem Song sogar auf einem echten Klassiker der 80er- und 90er-Jahre: „Pumped Up The Jam“ von Technotronics. Hört ihr die Gemeinsamkeit raus?
Technotronic – Pump Up The Jam
Und als wären das nicht schon genügend Referenzen, die Layla in ihrem neuen Track versteckt, ist sogar der Titel ein weiteres Indiz für ihre Faszination von der Ballroom Kultur: „Pose“ ist nämlich ebenso der Name einer fantastischen US-amerikanischen Serie, die das Leben in der Ballroom Community der 80er und 90er Jahre behandelt. Bis Februar 2022 war diese auf Netflix abrufbar.
Wir sind von so einer Detailverliebtheit, wie sie Layla mit „Pose“ mal wieder zeigt, mehr als beeindruckt und verneigen uns vor Queen Layla!
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!