„Prelude To Ecstasy“ von The Last Dinner Party: Auftakt zur Bilderbuch-Karriere
Herzlich Willkommen im 18. Jahrhundert! Denn genau dort fühlt man sich bei den ersten Tönen des titelgebenden Tracks von „Prelude To Ecstasy“, dem Debütalbum der britischen Dark-Pop-Gruppe The Last Dinner Party, hineinkatapultiert.
Baroque-Pop aus Großbritannien
Wie aus der Barock-Ära entsprungen, veröffentlichen die Britinnen seit Anfang letzten Jahres energiegeladenen Indie-Pop mit grotesken Elementen, begleitet von Marie-Antoinette-Look und einer guten Portion Theatralik. Aber nicht das Äußere des Quintetts ist der Grund, warum sie längst als nächste Senkrechtstarterinnen gehandelt werden.
Tracks wie „My Lady Of Mercy“, „On Your Side” oder „Sinner” haben die fünf Musikerinnen im Voraus als hotteste Newcomerband des Jahres etabliert, also gilt es einen Blick auf die bisher unveröffentlichten Tracks zu werfen – und die haben es in sich.
„The Feminine Urge“ zeigt, dass The Last Dinner Party trotz aller Liebäugelei mit der Vergangenheit eines ganz sicher nicht tolerieren: und zwar das diskriminierende Verhalten vieler Männer. Mit den Lines „Do you feel like a man, when I can’t talk back / Do you want me or do you want control” enttarnt die Gruppe toxisches Verhalten und zeigt wie in so vielen ihrer Songs, trotz barocken Anleihen Feminismus oberste Priorität hat.
Liebe, Feminismus und ganz viel Drama
Inhaltlich bleibt „Prelude To Ecstasy“ darüber hinaus im Themenspektrum der besessenen, sich verzehrenden Liebe. „And I wish you had given me the courtesy / Of staying one more night / And I wish that I had the guts, the dignity / To put up a fight“ heißt es passend dazu im ABBA-esken Track „Portrait of a Dead Girl”, in dem Sängerin Abigail Morris mit ihrer umfangreichen Stimme soulige Ausflüge wagt und zeigt, dass lange nicht alles Pulver bereits vorab mit den Singles verschossen wurde.
Den Höhepunkt bildet dann aber doch definitiv „Nothing Matters“, bei dem wir uns ultimativ nicht mehr im Auftakt der Ekstase – der „Prelude To Ecstasy“ – sondern bereits mittendrinnen befinden. Der Track, mit dem die Band nicht ohne Grund bereits im Vorprogramm von Nick Cave und den Rolling Stones spielte, baut sich organisch auf und hat mit abwechslungsreichen Parts, zeitloser Instrumentierung und eingängiger Hook alles was es braucht, um in der unabreißenden Release-Flut dieser Tage aufzufallen.
Bereits mit ihrer ersten Single wurde das Quintett mit Vergleichen wie Florence & The Machine oder Queen als nächste große Popstars gehandelt. Überstürzte Vorschusslorbeeren? Weit gefehlt, wie „Prelude To Ecstasy“ definitiv beweist. Viel spannender ist die Frage, was die Zukunft für The Last Dinner Party bringt. Dieses Debütalbum zeigt, das man hier zuversichtlich sagen kann: Da könnte ganz Großes passieren.

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