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Rap-Newcomer Ramzey hat „Blut auf den Grillz“

Posted in: News
Tagged: Ramzey

In den sechs Anspielstationen eröffnet Ramzey uns einen finsteren Kosmos, der sich um körperliche Auseinandersetzungen, Hunger nach einem würdevollen Leben und der latenten Paranoia vor dem Rechtsstaat dreht. Dabei geht Ramzey allerdings mit so viel ignorantem Humor und Wortwitz vor, dass man stellenweise fast vergisst, dass es sich um eine EP über das rap-stereotypische Hundeleben handelt.

Der Name der EP ist treffend gewählt, weil die Songs voller stumpfer Gewalt und jugendlicher Ignoranz stecken, die auch in den Produktionen von Yaze und stellenweise Funkvater Frank bestens aufgegriffen wird. Im Laufe der EP erklärt Ramzey mit eindrücklichen Wortbildern woher seine Attitüde rührt und inwieweit sein Leben ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Doch immer der Reihe nach.

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Dies ist keine Übung

Ramzey eröffnet „Blut auf den Grillz“ mit „Reissverschluss“, einem bedrohlichen Track mit einem reduzierten Instrumental, das mit seinen düsteren Melodie-Ansätzen und der drückenden Basslinie nach anbahnender Gefahr klingt. „Hier gab es lang keine sonnigen Tage / zieh’ deine Puffer Jacket an / Wo ich herkomm,`ne wichtige Frage ob du vor Beamten rennen kannst / Eltern stammen aus dem Schlamm / DNA – tougher Werdegang“ lässt er eingangs verlauten und gibt damit gleichzeitig das Setting für die nächsten fünf Anspielstationen vor. Noch bevor Ramz seinen ersten Part beendet wird er von einer Durchsage-Stimme unterbrochen, die noch einmal in monotoner Manier vorwarnt: „Dies ist keine Übung! Ich wiederhole: Dies ist keine Übung“

Der nächste Song „Unter dein Pulli“ liefert dann auch schon einen ersten Erklärungsansatz für die allgegenwärtige Konfrontationsbereitschaft in Ramzeys Texten: Ramzey hatte 23 Jahre Pech, angefangen bei dem Ort an dem er auf die Welt kam. Er bezeichnet seine Heimat Frankfurt als Dschungel in dem die Batzen und gleichzeitig auch die Probleme gejagt werden. Zwischen den Zeilen hört man von einer harten Kindheit, die geprägt von Armut war und man hört jede Menge Zorn auf das marode Sozialsystem, in dem eben nicht jeder Mensch aufgefangen wird. „Guck wo ich hinlauf / ihre Gebete passen auf ihr Kind auf / Gift braun, Autorität – Ich ducke Beamte vor allem die in Blau / N*ggas sind ready zum Mist bauen / Elend egal wo du hinschaust / Wer soll uns retten? Komm wir werden reich oder sterben beim Kickdown“. 

Ignoranter Humor, done right

Von der düsteren Motivation es aus der sogenannten Gosse zu schaffen, bringt ein humorvolles Voice-Sample von dem Internet-Phänomen, Comedian und Rapper Zack Fox aus Atlanta die Stimmung in eine etwas andere Richtung. Man merkt, die nächsten beiden Songs „Attitude“ und „Feminist“ sind vor allem für die Unterhaltung, denn Ramzey geht (nach eigener Aussage in der Hook von erstgenanntem Song) ganz gehörig dumm. Hier wirken Lines über Schlägereien, Geld und Frauen so überspitzt und comichaft, dass die ernste Stimmung der ersten beiden Songs fast wieder verfliegt.

Doch wenn man genauer hinhört, teilt Ramzey auch in den lockereren Momenten von „Blut auf den Grillz“ seine innere Welt mit. Gefrorene Herzen und eine generell abgestumpfte Gefühlswelt finden hier genau so Erwähnung, wie die allgegenwärtige Paranoia von der Exekutive beschattet und in letzter Konsequenz geschnappt zu werden – Wenn auch mit viel Witz in der Lyrik. Ähnlich wie Zack Fox in seiner Kunst zeigt Ramzey, dass man einen ignoranten Humor in die Welt tragen und über die Stränge schlagen kann, ohne dabei jemand anderen zu verletzen.

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Ramzey durchschaut die toxische Männlichkeit

Der vielleicht bezeichnendste Moment der EP kommt allerdings zum Ende von „Aggressiv“. Nach einem unverhofften Beatswitch teilt Ramzey in einer Art Sprechgesang Beobachtungen und Reflexionen über das Dasein als schwarzer Mann und den Selbsthass, den man als solcher im Zweifelsfall in sich trägt. Geld und Frauen, Eifersucht und Status – nach Ramzey sind das die ausschlaggebenden Antriebsfedern für die Gewalt in seiner Lebensrealität. Ganz nebenbei verurteilt er die Erniedrigung schwarzer Frauen und kritisiert die typisch toxische schwarz-männliche Narrative à la „Ich kann nichts mit schwarzen Frauen anfangen, weil sie mich zu sehr an meine Schwester oder Mutter erinnern“.

Mit dem letzten Satz dieses Spoken-Word-Moments, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll, löst Ramzey die Ernsthaftigkeit und leitet in den Outro-Banger „Smoke“ ein, der uns mit einem ekligen Beat zurück in die unterhaltsam-ignorante Welt von Zucki (Ramzeys Spitzname) katapultiert. Fans von dieser Art von Rap werden sich sicherlich die nächsten Monate noch in diesem Kosmos aufhalten, denn „Blut auf den Grillz“ macht unter’m Strich einfach Spaß zu hören und gehörige Laune, den nächstgelegenen Moshpit zu zerlegen.

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