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Rin entführt uns in „1976“ ins wundervolle Nizza

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Nizza ist nicht nur die fünftgrößte Ortschaft Frankreichs, auch im Rapkosmos stellt die Stadt an der Côte d’Azur ein beliebter Reiseort, welcher zu gerne als Punchline verpackt wird. So rappte A$AP Rocky schon 2015 auf „Wavybone“: „I visit Nice like it’s my sisters daughter“. Auch Rin, welcher erst kürzlich seine ersten Schritte mit seinem Modelabel Ljubav gemacht hat, scheint von der Stadt begeistert zu sein, denn das Video zu seinem neuen Song„1976“ zeigt ihn und seine Crew beim Luxus-Urlauben. Wundervolle Szenerien der Innenstadt, atemberaubende Aussichten und feinstes Essen, alles verbunden durch schwindelerregende Schnitteffekte. Doch zurück zur Musik, denn mit der jüngsten Single aus „Kleinstadt“ wandelt der Bietigheimer mal wieder abseits gängiger Genrewege.

Wir erinnern uns: Zuletzt bewegte sich Rin in „Insomnia“ gemeinsam mit den Giant Rooks auf Indie-Pfaden und brachte den Frontmann Frederik Rabe sogar dazu Deutsch zu singen. Davor probierte Rin mit „Meer“ den Sound des Grunge mit einem ikonischen Nirvana-Sample in das Jahr 2021 zu bringen. Nun kommt er mit „1976“ um die Ecke, welcher auf einem waschechten House-Beat fußt und somit eine erste mögliche Erklärung für die titelgebende Jahreszahl liefert. Fans von Rin, die schon vor „Nimmerland“ am Start waren, dürften sich besonders freuen, denn auf eine Art besinnt sich Rin auf einen Sound zurück, der mit dem Deep House angehauchten Song „Sag mir wenn du high bist“ schon 2018 auf seinem Debütalbum „Eros“ zu bestaunen war.

Inhaltlich bleibt Rin schemenhaft wie eh und je. Hier reflektiert er seinen Erfolg und sagt, dass ihm Geld nicht die Erfüllung gibt, da geht es um den Sprit seiner Wahl, dort geht es um Vaterfiguren und um die Melancholie des Sommers. Herunter geschrieben klingt das alles ziemlich zusammenhangslos, doch im Zusammenspiel mit der Musik erschafft Rin Bilder, die verschiedenste Emotionen in der hörenden Person wecken.

Die Geschichte des Albert Spaggiari

Ach ja, die Gendarmerie ist dem Bietigheimer auch in „1976“ auch auf den Fersen (wie so oft in seiner Musik), was uns zu einer überaus spekulativen Theorie bezüglich des mysteriösen Songtitels bringt. Denn im Jahr 1976 wurde in Nizza die Bank Sociéte Générale während einer spektakuläre Aktion von Albert Spaggiari ausgeraubt. Zusammen mit einigen weiteren Schwerverbrechern hat dieser nämlich einen acht Meter langen Tunnel in die Kellergewölbe des Gebäudes gegraben und Banknoten, Wertpapiere etc. im Wert von knapp 60 Millionen Franc (Knapp 9 Millionen Euro) verschwinden lassen. Nachdem er zunächst gefasst wurde, gelang Spaggiari eine Oskar-reife Flucht, die einen Sprung aus dem Fenster im zweiten Stock und einer sauberen Landung auf dem Fluchtauto beinhaltete – Danach war er bis zu seinem Tod 1989 erfolgreich untergetaucht und wie ein Zauberer in den Rauchschwaden verschwunden. Ironischerweise singt Rin in „1976“ folgende Zeilen: „Der Rauch fliegt heut’ Nacht durch mein Fenster raus / die Gendarmerie weiß nicht wo wir sind“. Zufall? Vermutlich, doch bei dem breitgefächerten Wissen von Rin, könnte man zumindest spekulieren, dass „1976“ tatsächlich eine Anlehnung an die Geschichte des Albert Spaggiari ist. 

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