„SOPHIE“: Letzter Abschiedsgruß von einer Hyperpop-Ikone
Der 30. Januar 2021 markiert den Todestag von SOPHIE. Die Produktions-Ikone war gerade einmal 34 Jahre alt, als sie im Umland von Athen verunglückt und gestorben ist. Obwohl ihr Leben viel zu früh geendet ist, hat sie viel bewegt. Das, was wir heute als Hyperpop kennen, haben wir ihr zu verdanken, und auch so ein Album wie „Brat“ von Charli XCX gäbe es ohne SOPHIE nicht, die viel zu Charlis Sound-Findung beigetragen hat.
In der eigenen Lebzeit hat SOPHIE selbst nur ein einziges Album veröffentlicht: „Oil of every pearls uninsides“ ist 2018 erschienen. Dieses Projekt hat nun am vergangenen Freitag einen unverhofften Nachfolger bekommen. Das erste und einzige posthume Album trägt den schlichten Titel „SOPHIE“ und soll schon vor dem Ableben der Person fast fertig gewesen sein. Fertig gestellt wurde es dann von Benny Long, dem Bruder und langjährigen Kollaborationspartner von SOPHIE.
Vertrautes Arsenal
Das neue Projekt ist unverkennbar von der DNA durchzogen, die SOPHIEs Musik schon zu Lebzeiten prägte. Die großen Pop-Momente werfen einen nostalgischen Blick auf die Hymnen der 90er und 2000er und werden immer wieder von schnörkellosen, brachialen Techno-Beats, Gabber- und Industrial-Sounds abgelöst.
Vieele der Stimmen auf dem Album, wie Cecile Believe, Hannah Diamond oder Kim Petras, sind schon aus SOPHIEs Dunstkreis bekannt. Andere, wie BC Kingdom, LIZ, Popstar oder Evita Manji sind neu und kommen gleich mehrmals zum Einsatz. Auch die meisten Farben auf der Palette von „SOPHIE“ kennen wir schon von früheren Singles, den Produktionen für andere Artist und natürlich dem Vorgänger „Oil of every pearls uninsides“.
Eine berührende Ehrenrunde
Die beiden Alben nebeneinander zu halten, fällt trotzdem schwer. Von außen lässt sich kaum beurteilen, wie weit SOPHIE die Möglichkeit hatte, das Album final zu konzipieren. Das Ergebnis klingt aber weniger strukturiert und fokussiert als noch das gefeierte Debüt. Neben nahezu perfekten, zeitlosen Pop-Songs finden sich oft solche, die zwar spannende Idee mitbringen, aber dann ohne ersichtlichen Grund in Leere laufen.
Trotzdem ist SOPHIE eine berührende Ehrenrunde, in deren schillernden Sounds sich immer wieder das Abbild der Musik-Ikone spiegelt. Sogar in viele der Lyrics will man geradezu eine Referenz an SOPHIE hineinlesen, einen Gruß ins Jenseits oder was sonst nach dem Tod auf uns wartet. Wenn dann nach dem letzten Song „Love me off Earth“ die SOPHIE-Maschinerie ratternd zum Stehen kommt und aus dem dynamischen Auf und Ab langsam eine flache Pulslinie wird, kann man schonmal sentimental werden – und vor allem dankbar für dieses letzte Projekt von einer der großen musikschaffenden Personen unserer Zeit.

Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: Mit Provinz in die Provinz
Außerdem im Heft: Interviews mit Kayla Shyx, Lisa von Blackpink, Bibiza, Ritter Lean, MCR-T, Caney 030, DJ Koze, Mustafa, Enji, Mia Morgan uvm.