Sturm und Drang: Siri, spiel Finn Moriz Songs!
Die 20er sind eine Phase, in der so viel auf so engem Raum passiert, dass sie als Inspirationsquelle schon tausende Alben, Bücher und Filme füllten. Würde es für die Höhen und Tiefen dieser prägenden Jahre eine Übersetzung auf Notenpapier geben, dann hat diese wohl gerade der Newcomer Finn Moriz verfasst.
„Siri Spiel Lovesongs“ heißt das Debütalbum des Hamburger Künstlers und genau diese Schnittstelle zwischen Sehnsucht und Coolness könnte wohl kaum besser das Lebensgefühl der Gen Z beschreiben. Auf zwölf Songs verarbeitet der Mitte-Zwanzigjährige eben jene Gefühle und Erlebnisse, zwischen denen man in diesem Alter hin und herschwankt: Liebe, Selbstzweifel, Unsicherheiten, Nähe und Euphorie – alles eingepackt in treffsicherem Storytelling. Oder wie Finn Moriz das Ganze auf seinem Albumcloser „Ein guter Plan“ selbst beschreibt: „Ich bin Mitte Zwanzig und weiß nicht, wer ich bin / doch was ich weiß: ohne Musik da wär ich nichts / Das war immer das Leben, was ich wollte und ich wollte, dass mich alle dabei sehen“.
Dieser Wunsch schlug seine ersten Wurzeln, als sein Vater ihm das Klavierspielen beigebracht und ihn dazu ermutigt hat, sich durch eigene Songs auszudrücken. Inspiriert von dem Erzählgeist Bob Dylans fing er schließlich an, Musik zu machen – in unterschiedlichen Projekten, in der Schulband und dann schließlich Solo. In seinen Songs kombiniert er dieses Folk-inspirierte Storytelling mit zeitgemäßen Pop-Melodien und Elementen elektronischer Musik, die aus der Feder des renommierten Produzenten Philipp Schwär (Kettcar) stammen.
Das Lebensgefühl einer Generation
Die Tracks auf „Siri Spiel Lovesongs“ gehen auf und ab wie eine Herzrate, sodass beispielsweise nach dem stürmischen „Worauf kommt es an“ zwei ruhigere Lieder folgen, damit man sich von dieser Sturm-und-Drang-Stimmung erstmal wieder erholen kann. Finn Moriz beweist mit dieser Abfolge und der Kombination aus Poesie und moderner, energiegeladener Produktion, dass er den Gefühlen, die er besingt, den richtigen Rahmen gibt.
Dass Finn Moriz die Zerrissenheit der 20er eins zu eins in seine Texte übersetzen kann, kommt auf „Laufen“ gut zur Geltung. Mit emotionaler Offenheit singt er: „Ständig im Wettlauf mit einem Ich das nicht schläft / der eine auf der Suche der andere auf dem Weg / und die Pfützen vorm Aldi füllen unser Spiegelbild mit Tränen / und wenn die Luft wieder warm wird / wird niemand mehr von uns erzähl´n“.
Finn Moriz erinnert ein bisschen an Die Höchste Eisenbahn, Enno Bunger oder Max Prosa. Mit der dynamischen Produktion und der stürmischen Atmosphäre seiner Poesie macht Finn Moriz verletzliche Indie-Musik zum Tanzen und zeigt damit, dass er seinen ganz eigenen, zeitgemäßen Stil mit sich bringt.
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